Volles Haus beim Vortrag von Gabriel Felbermayr zum Thema Ökonomiewende: Modell eines neuen Wirtschaftssystems
Gemeinsam mit der Zukunftsregion Steyr, der Redtenbacher Gesellschaft und dem Club 41 fand am #campussteyr diese spannende Veranstaltung mit rund 200 interessierte Gäste statt.
Wie können wir eine lebbare Welt gestalten? Herausforderungen, Perspektiven und Ideen zu einer „Ökonomiewende“
Rund 200 Personen folgten der Einladung zum Vortrags- und Diskursabend, veranstaltet von der Redtenbacher Gesellschaft und dem Netzwerk Zukunftsregion Steyr in Kooperation mit der FH OÖ Campus Steyr und dem Club 41 Steyr. WIFO-Chef Gabriel Felbermayr erläuterte in seiner spannenden Keynote Gedanken zur Ökonomiewende und stellte sich im Anschluss einer Diskussion mit renommierten Gästen sowie zahlreichen Fragen eines interessierten Publikums.
Die Analyse des Zustandes der globalen Lebensweise, zentral mit ihrer Wirtschaft - speziell mit deren Produktion, Verbrauch und Konsum - führt zu einem bedrohlich gefährlichen „Weiter so wie bisher“. Darüber herrscht zumindest in realistisch und faktisch denkenden Kreisen überwiegende Übereinstimmung. Die zahlreichen Anwesenden beim Vortragsabend, die aus unterschiedlichen Interessensgruppen der Region kamen, spiegelten den Zeitgeist des notwendigen Umdenkens und der unausgesprochenen Frage nach einer neuen Orientierung sowie einem gangbaren möglichen Weg, der das Überleben und Wohlergehen aller sichert, wider.
Zu Beginn verwies Enrico Savio von der Redtenbacher Gesellschaft auf die Grundthesen des Club of Rome und führte an: „Es kann nicht so weitergehen, wir brauchen ein neues Konzept des Wohlergehens!“ und erklärt „eine Wohlergehensökonomie ist aufzubauen, für und durch alle Menschen auf diesem Globus.“
In Auseinandersetzung mit diesen Thesen wirft Gabriel Felbermayr darauffolgend in seiner Keynote spannende zum Nachdenken anregende Fragen in den Raum. Er lässt keine Zweifel, dass wir uns in einer systemisch globalen und permanenten Krise befinden, deren Trend es ist, der uns als Menschen große Sorge bereitet. Außerdem fällt es uns sehr schwer, mit dem Gedanken von Extremrisiken umzugehen.
„Gibt es eine Chance auf langfristiges Wohlergehen oder sind wir auf einem Pfad unterwegs, an dem wir als ganze Menschheit scheitern werden? Wie können wir eine lebbare Welt gestalten?“ Felbermayr bekräftigt, dass es nicht darum geht, gut zu leben, sondern vielmehr darum, eine überlebensfähige Welt zu schaffen.
Aus seiner profunden Kenntnis der Gestaltung von wirtschaftlichen Vorgängen, auch im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen und politischen Komponenten, sieht er einen möglichen Lösungsweg, in einem möglichst offenen Markt zu leben. Eine Marktwirtschaft hat für ihn die besten Karten, mit Knappheiten, Problemen und Krisen umzugehen und diese zu bewältigen. Felbermayr zeigt an konkreten Beispielen, wie eine Belebung von wirtschaftlichen Handlungen durch sogenannte Anreize in Gang gesetzt wird. Energieknappheit, Stromverteilungskonzepte oder CO2 Bepreisung etwa führen zu jener Kreativität, die auch problemlösende Geschäftsmodelle aufbauen. Zweifelsohne braucht es dazu Rahmenbedingungen, die eine werteorientierte Regulierung gewährleisten und durch die Gesellschaft mit ihrer Politik einzubringen sind. Die Ordnungsbedingungen erstellt nicht der Markt selbst, sondern sind von der Gesellschaft mit ihren Institutionen einzubringen.
Wie kann es uns daher gelingen, mit knappen Ressourcen möglichst viel Wohlstand zu erzeugen? Wenn zu viel Wohlstand erzeugt wird, sind für spätere Zeiten alle Ressourcen aufgebraucht und diese ethische Dimension, dass der Nutzen für kommende Generationen nicht in Abrede gestellt werden kann, ist mittlerweile auch Konsens unter Ökonomen. Auch da wieder der Gedanke dahinter: Das Wohlergehen zukünftiger Generationen, die Bewältigung von Knappheit funktioniert am besten, wenn man marktwirtschaftliche Systeme zulässt. Knappheitsprobleme können entschärft werden durch neue Entwicklungen, die für monetäre Zwecke generiert werden. Es würde zum Beispiel keiner einen Impfstoff entwickeln, wenn nichts zu verdienen wäre, aber das ist dann letztendlich zum Wohle aller.
Darüber hinaus brauchen wir „die Aufklärung zum Quadrat“, wie Felbermayr es nennt. „Wir müssen nicht nur für uns selbst einsparen, nicht nur hier, sondern weltweit müssen Veränderungen erfolgen“, dafür plädiert Felbermayr. Ein möglicher Ansatz wäre eine Verringerung der Konsummöglichkeiten und mehr Services, statt Produkte zu konsumieren, zB mobility solutions in Anspruch zu nehmen, statt ein eigenes Auto zu besitzen.
Ein spannender Abend, der aufzeigt, dass es die perfekte Lösung, den allwissenden Plan, noch nicht gibt, der jede Zukunft voraussagt und zeigt, dass Angst vor dieser Zukunft und vor dem individuellen Wohlergehensverlust präsent ist. Es liegt an jedem Einzelnen und auch an der Politik, die Angst zu nehmen und die „Aufklärung zum Quadrat“ voranzutreiben!
In den abschließenden Diskussions- und Fragerunden wurden diese Punkte bekräftigt und die Verantwortung jedes einzelnen betont.