FH OÖ Wasserstoffzentrum in Wels begrüßt mit Jahreswechsel neuen Senior Researcher
„Riesenpotenzial von grünem Wasserstoff“: Biochemiker als neuer Senior Researcher am Wasserstoffzentrum der FH Oberösterreich in Wels
Klimaneutraler Wasserstoff ist eine der Schlüsseltechnologien der Energiewende und wird am neu gegründeten Wasserstoffforschungszentrum der FH OÖ Campus Wels intensiv beforscht. Mit Tim Bieringer übernimmt ein ausgewiesener Spezialist für chemische Anwendungen von grünen Gasen mit Jahreswechsel die Position als Senior Researcher. Der 39-jährige Biochemiker will die Vernetzung zu regionalen und internationalen Partner*innen stärken und neue stoffliche Anwendungen von Wasserstoff erforschen.
(Wels, 4. Dezember 2024) Der Ausbau von grünem Wasserstoff (H2) leistet einen wesentlichen Beitrag auf dem Weg zur Klimaneutralität – in Oberösterreich genauso wie rund um den Globus. Das im Vorjahr gegründete Wasserstoffforschungszentrum der FH OÖ Campus Wels unterstützt die heimische Industrie bei der Entwicklung effizienter Wasserstofftechnologien und spielt eine treibende Rolle in der oberösterreichischen H2-Forschung. Als neuer Senior Researcher übernimmt Tim Bieringer mit Jahreswechsel die Forschungsaufgaben, die regionale und internationale Vernetzung sowie die Repräsentation des Zentrums auf fachspezifischen Veranstaltungen im In- und Ausland.
„Tim Bieringer ist ein ausgewiesener Spezialist für stoffliche Anwendungen von grünen Gasen, insbesondere Wasserstoff, und bereichert das Wasserstoffzentrum mit seinem Know-how im Bereich Chemie und Verfahrenstechnik“, begründet Johann Kastner die Entscheidung für Bieringer. Kastner ist als Vizepräsident für Forschung & Entwicklung der FH Oberösterreich für das Wasserstoffzentrum zuständig, dessen Räumlichkeiten sich noch im Um- und Aufbau befinden. Derzeit arbeiten die beteiligten Forscher*innen der FH OÖ in bestehenden Laboren, in Zukunft werden ihre Kapazitäten in einer eigenen Forschungshalle gebündelt. „Das neue Forschungszentrum ist eine zentrale Anlaufstelle für die heimische Wirtschaft für sämtliche Innovationen im Bereich Wasserstoff und zielt darauf ab, die technologische Reife und Marktfähigkeit von Wasserstofflösungen weiter zu erhöhen und damit einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende zu leisten“, so Kastner.
„Kaum Grenzen für H2-Anwendungen“
Die Verbindung zu regionalen Innovationstreibern ist ein wesentlicher Aspekt, den Bieringer an der angewandten Forschung reizt: „Wichtig ist es, Unternehmen bei den neuen Technologien mit an Bord zu holen und ihnen Platz zu geben, um unterschiedliche Anwendungen und Business Cases auszuprobieren und vernünftige Möglichkeiten für die lokale Wertschöpfung zu erkennen.“ Das Wasserstoffforschungszentrum bietet für diese Transition vielfältige Möglichkeiten – auch durch die Zusammenarbeit mit den anderen Standorten der Fachhochschule Oberösterreich, die ihre Expertise in unterschiedlichen Feldern einbringen. „Wenn irgendwann vielleicht Drohnen Pakete zustellen, dann braucht es dafür die sinnvolle Verknüpfung aus Energiefragen, Infrastruktur, Digitalisierung und Mobilität, damit das Ganze in der regionalen Wirtschaft Fuß fassen kann.“
Weitere Forschungsschwerpunkte sieht Bieringer in der Nutzung, der Speicherung, dem Transport, der energetischen Verwertung und – als promovierter Biochemiker und Mikrobiologe – insbesondere in der stofflichen Nutzung von Wasserstoff. „Mein diesbezügliches Hintergrundwissen ist hilfreich, um zum Beispiel bei der Synthese von Gasen aus Wasserstoff auch biologische Systeme zu nutzen. Hier gibt es viele spannende Ansätze, wie lokal erzeugter Wasserstoff die klassische Petrochemie ergänzen oder ersetzen kann.“ In Kombination mit Kohlenstoff aus pflanzlichen Reststoffen oder atmosphärischem Stickstoff habe Wasserstoff in der Landwirtschaft, der Pharma- oder Kunststoffindustrie „ein Riesenpotenzial“, sofern seine Kosten mittelfristig gesenkt werden, so Bieringer. „Wenn wir die Energie der Erde, Sonne, Wind und Laufwasser günstig in Wasserstoff umwandeln können, dann gibt es kaum Grenzen für die Anwendungen.“
Regionale und internationale Synergien nutzen
Der 39-jährige gebürtige Deutsche hat umfangreiche Erfahrungen in nationalen und internationalen interdisziplinären Forschungsprojekten, als Laborleiter im universitären und privatwirtschaftlichen Bereich sowie in der Lehre, zuletzt als Dozent im Masterstudiengang Hydrogen Technologies an der Technischen Hochschule Rosenheim. „Die FH Oberösterreich in Wels und ihre Forschungsschwerpunkte habe ich im Zuge meiner Tätigkeiten schon vor einiger Zeit kennengelernt und mit Interesse verfolgt“, schildert Bieringer, der in Pocking an der bayerisch-österreichischen Grenze wohnt und mit dem Zug nach Wels pendelt.
Als Grenzgänger sieht er den Schulterschluss des Wasserstoffzentrums in Wels mit internationalen Forschungseinrichtungen mit ähnlichem Fokus als eine seiner zentralen Aufgaben: „Wir ergänzen uns gegenseitig und profitieren von der Vielfalt der Forschungsschwerpunkte. Als Senior Researcher werde ich mich dafür einsetzen, dass wir die wesentlichen Akteure vernetzen, Synergien nutzen und den Austausch von Studierenden, Lehrenden und Ideen fördern.“