Die Zukunft der Abfallverwertung – FH Oberösterreich und Reploid bringen neue Dynamik in Insektenzucht
Die Forschungskooperation zwischen der Fachhochschule Oberösterreich und der Welser Firma Reploid zeigt eindrucksvoll, wie sich Forschungseinrichtung und Unternehmen gegenseitig weiterbringen können.
Otmar Höglinger ist Projektverantwortlicher an der FH Oberösterreich für die Zusammenarbeit mit Reploid. Bildquelle: FH OÖ
Was als studentisches Projekt am Campus Wels begann, ist mittlerweile eine Forschungskooperation mit industrieller Relevanz. Seit 2021 wird gemeinsam an Lösungen zur nachhaltigen Verwertung von Lebensmittelresten durch die Schwarze Soldatenfliege (Hermetia illucens) geforscht und gearbeitet. Jetzt steht für das Unternehmen der Sprung an die Börse bevor. Immer mit der Forschung der Fachhochschule im Rücken.
Was mit einem Fachhochschul-Projekt begann, hat sich zu einer breit aufgestellten Kooperation entwickelt. Angefangen mit einem Vorhaben, das über die FFG-gefördert wurde, ist die Zusammenarbeit mittlerweile ein Forschungsprogramm im Rahmen des COMET-Kompetenzzentrums FFoQSI. Aus dem Start-Up Reploid, dass sich auf die Zucht und Verwertung von Soldatenfliegenlarven spezialisiert hat, ist mittlerweile ein Unternehmen mit 60 Mitarbeitenden geworden. Nun steht der nächste große Schritt bevor: Der Gang an die Börse. Im Zentrum der gemeinsamen Forschung steht die gesamte Wertschöpfungskette rund um die Schwarze Soldatenfliege.
Die Larven dieser Fliege sind Verwertungskünstler: Sie ernähren sich von organischen Reststoffen – insbesondere aus der Lebensmittelindustrie – und lassen sich anschließend vielfältig nutzen. Dazu braucht es die Forschung am Fachhochschulcampus in Wels. „Wir charakterisieren die Substrate, untersuchen, wie die Eiablage und Aufzucht der Larven optimiert werden kann, und erforschen die möglichen Produkte, die sich aus den Larven gewinnen lassen – vor allem Fett, Protein und Fraß“, erklärt Otmar Höglinger, Projektverantwortlicher an der FH Oberösterreich. Besonders interessant ist die Verwertbarkeit des Larvenfetts und der Larvenausscheidungen, die als „Fraß“ bezeichnet werden. „Larven bestehen aus einem hohen Anteil an Fett, das sich für industrielle Zwecke nutzen lässt und so eine nachhaltige Alternative darstellt. Der Fraß lässt sich als potentes Düngemittel einsetzen, das auch pilzhemmende Wirkung hat“, sagt Höglinger, der selbst aus der Großindustrie kommt und den die Begleitung eines neuen Industriezweigs von der Laborforschung bis zur großtechnischen Umsetzung besonders begeistert.
Ein großer Mehrwert in der Forschungskooperation liegt im Wissenstransfer. Studierende, die anlässlich ihrer Projekt- oder Masterarbeiten mit Reploid zusammenarbeiten und so breites Know-How entwickeln, wechseln oftmals nach dem Abschluss ins Unternehmen. Die Langfristigkeit der Zusammenarbeit macht eine nachhaltige Wissensentwicklung möglich. „Das umfangreiche Wissen, das hier aufgebaut wird, ist für beide Seiten extrem wertvoll – für uns als Forschungseinrichtung genauso wie für das Unternehmen“, so Höglinger. Auch Reploid-Geschäftsführer Philip Pauer steht hinter der engen Zusammenarbeit: „Ohne die starke wissenschaftliche Basis und die kompetente Unterstützung durch die FH wären wir heute nicht da, wo wir sind. Für uns ist die Kooperation ein entscheidender Erfolgsfaktor
Otmar Höglinger ist Projektverantwortlicher an der FH Oberösterreich für die Zusammenarbeit mit Reploid. Bildquelle: FH OÖ