Eröffnung des Josef Ressel Zentrums für Innovative Bioverfügbarkeits-Forschung der FH OÖ Campus Wels
Optimierte, ressourcenschonende Nahrungs(ergänzungs)mittel für Menschen und Futtermittel für Tiere durch das bessere Verständnis von Ernährungsprozessen
Feierliche Eröffnung des neuen JR-Zentrums am FH OÖ Campus Wels mit vlnr: Mag. Isolde Perndl, kaufm. GF FH Oberösterreich | Dr. Tobias Kühne, PM International | Prof. (FH) PD Dr. Frederic Fredersdorf, CDG | Dr. Bernhard Blank-Landeshammer, Leiter JRC Innovative Bioverfügbarkeits-Forschung | KommR Markus Achleitner, Wirtschafts- und Forschungslandesrat | Dr. Nina Neufeld, Agromed | Mag. Stefan Sumbalsky, Agromed | Dr. Roman Froschauer, Dekan Fakultät Wels | FH-Prof. Dr. Johann Kastner, Vizepräsident FH OÖ
Bildquelle: B. Plank - imBILDE.at
Bioverfügbarkeit ist der entscheidende Parameter für die Aufnahme und Verwertung einzelner Nährstoffe. Sie ist von zentraler Bedeutung für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mensch und Tier. Hier setzt das von der Christian Doppler Forschungsgesellschaft geförderte neue Josef Ressel Zentrum für Innovative Bioverfügbarkeits-Forschung an: Es wird an einem besseren Verständnis von Ernährungsprozessen im Allgemeinen und bezüglich Bioverfügbarkeit im Speziellen geforscht, um zur Erarbeitung optimierter, ressourcenschonender Nahrungs(ergänzungs)mittel für Menschen und Futtermittel für Tiere beizutragen. MitPM International und Agromed wird dabei mit zwei renommierten Unternehmenspartnern kooperiert. Das neue Forschungszentrum wird vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft gefördert.
Bioverfügbarkeit – vereinfacht der Anteil einer aufgenommenen oder verabreichten Substanz, der für die Verwertung in einem Organismus zur Verfügung steht – ist ein Schlüsselparameter in der Ernährungswissenschaft. Nur mit ausreichenden Kenntnissen über die Bioverfügbarkeit von Nährstoffen kann eine gesunde und ausgewogene Versorgung gewährleistet werden, um in der Human- und der Tierernährung Spitzenleistungen erzielen zu können. Sowohl ein grundlegendes Verständnis als auch Kenntnis von Maßnahmen zur Verbesserung der Aufnahme und Verwertung einzelner Nährstoffe sind die Voraussetzung für die Konzeption und Entwicklung optimierter, ressourcenschonender Nahrungsergänzungs- und Futtermittel und für ein besseres Verständnis von Ernährungsprozessen im Allgemeinen.
„Durch die Erforschung der molekularen Mechanismen, welche Transport und Metabolisierung von Nährstoffen beeinflussen, der Wechselwirkungen zwischen bestimmten Nährstoffen und des Zusammenspiels von Substanzen während Darmpassage und -absorption sowie die Bioverfügbarkeit im Kontext von Darmgesundheit und -krankheiten, werden neuartige Verfahren zur Verbesserung der Nährstoffaufnahme erarbeitet“, sagt Bernhard Blank-Landeshammer. Der FH-Professor leitet in Wels das neue Josef Ressel Zentrum für Innovative Bioverfügbarkeits-Forschung. Und auch über die Gesundheit von Mensch und Tier hinaus bietet die Modulation und Optimierung von Bioverfügbarkeit bestimmter Substanzen und Verbindungen großes Potential in puncto Nachhaltigkeit, wenn auf diesem Wege etwa das Design von Nahrungsmitteln ermöglicht wird, welche die jeweiligen Nährstoffanforderungen unterstützen, bei der Herstellung aber so ressourcensparend wie möglich sind.
Florian Frauscher, Sektionschef im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft erläutert die Bedeutung des Forschungsgebiets: „Die Ernährungswissenschaft ist von zentraler Bedeutung für die Gesundheit von Mensch und Tier. Ein Tiefgehendes Verständnis dieser natürlichen Prozesse führt in der Folge auch zu besseren Produkten, seien es nun Nahrungsergänzungsmittel oder Futtermittel. Davon profitieren die beteiligten Unternehmen, der Wissenschaftsstandort Österreich und, über besseres Gesundheitswissen, auch die gesamte Gesellschaft.“
„Mit dem neuen Josef-Ressel-Zentrum wird ein wichtiger Impuls für den weiteren Ausbau der Lebensmittelforschung an der Fachhochschule Oberösterreich in Wels gesetzt. Das ist umso wichtiger, als die Lebensmittelindustrie eine wichtige Rolle am Wirtschaftsstandort Oberösterreich spielt. Die anwendungsorientierte Forschung und die enge Zusammenarbeit mit der Industrie im Rahmen dieses Zentrums werden daher nicht nur zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen, sondern auch für weiteres wirtschaftliches Wachstum in der Lebensmittelindustrie sorgen. Die innovative Bioverfügbarkeits-Forschung wird die Erarbeitung optimierter, ressourcenschonender Nahrungs(ergänzungs)mittel für Menschen und Futtermittel für Tiere wesentlich unterstützen“, hebt Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner anlässlich der Eröffnung hervor.
Das geplante Josef-Ressel-Zentrum für Innovative Bioverfügbarkeits-Forschung wird sich auf die Implementierung neuartiger Verfahren fokussieren, um die intestinale Aufnahme insbesondere von hydrophoben Mikronährstoffen zu verbessern und molekulare Mechanismen zu untersuchen, die den Transport und die Metabolisierung von Nährstoffen beeinflussen. Bioverfügbarkeit im Zusammenhang mit der Darmgesundheit und relevanten Krankheiten wie dem Inflammatory Bowel Disease (IBD) oder dem leaky gut syndrome sind Gegenstand der Untersuchungen. „Darüber hinaus planen wir, das Wirt-Mikroben-Interaktionsnetzwerk Stück für Stück zu enträtseln, um mikrobielle „Metabotypen“ zu identifizieren. Schließlich wollen wir die Bioverfügbarkeit jenseits des Darms untersuchen und bukkale und topische Resorptionswege aufklären sowie Maßnahmen zur Verbesserung dieser Wege finden“, so Blank-Landeshammer.
3D-Organoidmodelle des menschlichen Darms ermöglichen es, Nährstofftransport und Interaktionsprozesse auf einem Komplexitätsniveau zu untersuchen, das bisher hauptsächlich in der pharmakologischen Forschung verwendet wurde. Andererseits wird die Fruchtfliege Drosophila melanogaster als vielseitiges in-vivo Bioverfügbarkeitsmodell eingesetzt, um die Wirt-Mikroben-Interaktionen zu untersuchen und systemweite biologische Veränderungen als Reaktion auf eine veränderte Nährstoff-Bioverfügbarkeit zu verfolgen. Komplexe GC-MS- und LC-MS-Analysen ermöglichen es, ganze Stoffwechselwege aufzuklären. Parallel dazu wird mittels 3. Generation Sequenzierungsmethoden Metagenomanalysen zur Entschlüsselung der genetischen Zusammensetzung der mikrobiellen Gemeinschaften des Darms durchgeführt.
Center of Excellence Lebensmitteltechnologie und Ernährung in Wels
Das 2017 eingerichtete Center of Excellence für Lebensmitteltechnologie und Ernährung hat sich als führende Forschungseinrichtung an der FH OÖ etabliert. Mit einem Team von derzeit 38 Mitarbeitern, darunter Professoren und sechs Dissertanten aus dem Studiengang Lebensmitteltechnologie und Ernährung, setzt das Center Maßstäbe in Forschung und Entwicklung. FH-Prof. Julian Weghuber betont: "Unsere Arbeit konzentriert sich auf die Identifizierung und Charakterisierung von Phytaminen und die Erforschung ihrer biologischen Wirkung in geeigneten in vitro und in vivo Testsystemen. Neben der Grundlagenforschung kooperiert das CoE für Lebensmitteltechnologie und Ernährung mit innovativen Partnern aus der Wirtschaft. „Gemeinsam entwickeln wir funktionelle Lebensmittel, phytogene Futtermittelzusatzstoffe und hochwirksame natürliche Pharmazeutika bzw. Nutrazeutika“, so FH-Prof. Weghuber weiter. Das Zentrum kann auf eine beeindruckende Bilanz von mehr als 60 peer-reviewed Publikationen seit Bestehen zurückblicken. Die Forschungsprojekte werden in Kooperation mit nationalen und internationalen Forschungs- sowie Industriepartnern durchgeführt.
Ein wichtiger Meilenstein ist der Start des zweiten Josef Ressel Zentrums. Das erste Josef Ressel Zentrum für Phytogene Wirkstoffforschung lief von Jänner 2019 bis Dezember 2024 und hat die Erforschung pflanzlicher Wirkstoffe maßgeblich vorangetrieben.
Factbox „Josef Ressel Zentrums für Innovative Bioverfügbarkeits-Forschung”
Fördergeber: Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW)
Förderabwicklung: Christian Doppler Gesellschaft (CDG)
Unternehmenspartner: PM International, Agromed
Träger: FH OÖ Campus Wels, Center of Excellence Lebensmitteltechnologie und Ernährung
Leitung: Dr. rer. nat. Bernhard Blank-Landeshammer
Forschungsbudget: 2.3 Millionen €
Laufzeit: 5 Jahre
Das Forschungsprogramm ist auf fünf Jahre ausgelegt. Die gewonnenen Erkenntnisse stehen danach weiteren interessierten Unternehmen zur Verfügung. Während der Projektlaufzeit werden die entwickelten Methoden und Produktprototypen mit den Unternehmenspartnern validiert sowie gewonnene Erkenntnisse in wissenschaftlichen Journalen publiziert. Nach dem Ende des Forschungsprogramms ist eine Weiterführung der Forschung und Beantragung von thematisch nachfolgenden Projekten geplant.
Infobox „Josef Ressel Zentren“
In Josef Ressel Zentren wird anwendungsorientierte Forschung auf hohem Niveau betrieben, hervorragende Forscher*innen kooperieren dazu mit innovativen Unternehmen. Für die Förderung dieser Zusammenarbeit gilt die Christian Doppler Forschungsgesellschaft international als Best-Practice Beispiel. Josef Ressel Zentren werden vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) und den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert.
Feierliche Eröffnung des neuen JR-Zentrums am FH OÖ Campus Wels mit vlnr: Dr. Tobias Kühne, PM International | Dr. Bernhard Blank-Landeshammer, Leiter JRC Innovative Bioverfügbarkeits-Forschung | Dr. Nina Neufeld, Agromed | Mag. Stefan Sumbalsky, Agromed