10 Jahre automatisierte Mobilität: 17 Expert*innen in Steyr forschen an der Zukunft der Mobilität
Automatisierte Mobilität ist längst Realität – sie wird erforscht, getestet und stetig weiterentwickelt. Dazu haben wir mit Wolfgang Schildorfer, Logistikexperte und Leiter der Forschungsgruppe Transport- und Logistikmanagement am FH OÖ Campus Steyr, gesprochen.
Credits: FH OÖ
In den vergangenen zehn Jahren hat das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) gezielt Forschungsprojekte gefördert, um innovative Lösungen für die Mobilität der Zukunft voranzutreiben. Der jüngste Bericht des Ministeriums zeigt, welche Entwicklungen, Innovationen und Meilensteine diese Dekade geprägt haben. Eine zentrale Rolle in diesem Forschungsfeld spielen führende Institutionen wie die FH Oberösterreich (FH OÖ). Besonders aktiv ist dabei die Forschungsgruppe Transport- und Logistikmanagement des Logistikums am FH OÖ Campus Steyr, die mit zahlreichen Projekten die Entwicklung automatisierter Transport- und Logistiklösungen maßgeblich mitgestaltet. Selbstfahrende Fahrzeuge, vernetzte Logistik und nachhaltige Mobilitätskonzepte rücken immer näher an die Praxis – doch welche technologischen Herausforderungen gilt es noch zu lösen?
Wolfgang Schildorfer: "Wir verstehen uns als Gestalter und Umsetzer"
Die Forschungsgruppe Transport- und Logistikmanagement am Logistikum de FH OÖ in Steyr hat sich als eine der aktivsten Forschungsgruppen in diesem Bereich etabliert, aktuell forschen dort 17 Personen. „Das Transport- und Logistikmanagement-Team des Logistikums der FH OÖ in Steyr war in den letzten Jahren und ist nach wie vor Gestalter und Umsetzer von Innovationsprojekten im Bereich der automatisierten Mobilität“, betont Wolfgang Schildorfer, Leiter der Forschungsgruppe der FH OÖ am Campus Steyr. „Wir führen frühe Ideen in Projekte über, setzen diese gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltung um, evaluieren die Auswirkungen auf die Gesellschaft und zeigen eine Roadmap auf, wie automatisierte Mobilität in unterschiedlichen Anwendungsfeldern der Güter- und Personenmobilität realisiert werden kann.“
Forschungsprojekte mit hoher Praxisrelevanz
In den vergangenen Jahren hat die FH OÖ federführend zahlreiche Projekte wie Connecting Austria, Spurvariation, COPE und DIGEST vorangetrieben. Weiters ist die Forschungsgruppe Transport- und Logistikmanagement der FH OÖ in Steyr bei Projekten wie der DigiTrans Sondierung, die zur Gründung der DigiTrans GmbH als Testregion für automatisierte Mobilität führte, sowie Autility, AWARD oder ESRIUM als Partner mit an Bord.
„Unsere Projekte haben immer das Ziel, einen konkreten Nutzen für die Gesellschaft und die Wirtschaft zu generieren. Wir setzen nicht nur auf theoretische Forschung, sondern bringen die Technologien auch in die Anwendung“, erklärt Schildorfer. „Dabei arbeiten wir eng mit Unternehmen und politischen Entscheidungsträgern zusammen, um die Forschungsergebnisse in die Praxis zu bringen.“
Automatisierte Mobilität als Effizienzfaktor in der Logistik
Automatisierte Transportsysteme können sowohl in der Intralogistik – beispielsweise auf Firmengeländen – als auch im öffentlichen Straßenverkehr eingesetzt werden. Ihr Ziel: Effizienzsteigerung und eine nachhaltige Optimierung der Transportabläufe. „Ob auf Werksgeländen oder auf öffentlichen Straßen – automatisierte Systeme sollen immer zur Steigerung der Effektivität und Effizienz führen“, so Schildorfer. „Das heißt, die richtigen Ressourcen optimal nutzen, um die Servicequalität beim Transport zu verbessern oder zumindest konstant zu halten. So können Unternehmen ihre Wettbewerbsposition sichern oder ausbauen.“
Technologische Herausforderungen und die Rolle der KI
Die großen Herausforderungen liegen in der technischen Reife der automatisierten Fahrzeuge und ihrer Integration in bestehende Verkehrsinfrastrukturen. „Ein entscheidender Punkt ist die Erhöhung der technischen Zuverlässigkeit. Die Fahrzeuge müssen in der nötigen Qualität in verschiedenen Umfeldern und unter unterschiedlichen Umweltbedingungen sicher betrieben werden können. Dafür braucht es eine enge Verzahnung zwischen der Fahrzeugtechnologie und der digitalen Verkehrsinfrastruktur“, erklärt Schildorfer.
Eine besondere Rolle spielt dabei künstliche Intelligenz (KI). „KI hilft uns dabei, das Fahrzeugumfeld zu erfassen, Entscheidungen in komplexen Verkehrssituationen zu treffen und die Bewegungsplanung zu optimieren. Zudem kann sie in der Verkehrsinfrastruktur eingesetzt werden, beispielsweise in Kameras an Kreuzungen, um kritische Situationen zu erkennen und Warnungen an Fahrzeuge zu senden“, so Schildorfer.
Nachhaltigkeit: Automatisierung allein reicht nicht
Automatisierte Mobilität wird oft mit einer Reduktion der CO₂-Emissionen in Verbindung gebracht. Doch Schildorfer stellt klar: „Automatisierung allein reduziert die Emissionen nur bedingt. Erst in Kombination mit nachhaltigen Antriebssystemen und einer intelligenten Nutzung der digitalen Verkehrsinfrastruktur kann ein echter Beitrag zur Klimaneutralität geleistet werden.“
Herausforderungen und Perspektiven bis 2030
Die Verfügbarkeit marktreifer automatisierter Fahrzeuge, gesetzliche Rahmenbedingungen und die Notwendigkeit einer europäischen Standardisierung sind zentrale Herausforderungen auf dem Weg zur breiten Implementierung. „Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind eine Hürde, aber machbar. Viel entscheidender ist die Harmonisierung der Regelungen in Europa, damit auch grenzüberschreitende automatisierte Transporte realisiert werden können“, so Schildorfer.
Bis 2030 erwartet er eine weitere Entwicklung hin zu Pilotprojekten, die als Testfelder für den realen Einsatz dienen: „Wir werden viel lernen, welche Anpassungen es braucht, um automatisierte Systeme in den operativen Betrieb von Personen- und Güterverkehr zu integrieren.“
Internationale Zusammenarbeit als Erfolgsfaktor
Automatisierte Mobilität ist ein globales Thema, das international gedacht und entwickelt werden muss. „Wir brauchen den Wissensaustausch mit anderen Ländern, um automatisierte Fahrzeuge effizient zu testen, zu verstehen und sinnvoll einzusetzen“, betont Schildorfer. „Das geht nur mit vereinten Kräften und einer engen Kooperation zwischen Forschungseinrichtungen, Industrie und politischen Entscheidungsträgern.“
Fazit: Die FH OÖ als Innovationsmotor für die Zukunft der Mobilität
Die vergangenen zehn Jahre haben gezeigt, dass die FH OÖ mit ihrer Forschungsgruppe Transport- und Logistikmanagement eine Schlüsselrolle in der Entwicklung automatisierter Mobilitätslösungen einnimmt. Mit praxisnahen Projekten, technologischen Innovationen und einer engen Zusammenarbeit mit Industrie und Politik gestaltet sie die Zukunft der Mobilität aktiv mit. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um aus Pilotprojekten marktreife Lösungen zu entwickeln – und die FH OÖ wird dabei weiterhin eine Vorreiterrolle einnehmen.