Spitzenforscher*innen aus Linz und Zürich nehmen mit FWF-Unterstützung den Lipidtransport ins Visier: Besseres Verständnis für Alzheimer und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Komplexen Mechanismen im Gehirn auf der Spur
Birgit Plochberger von der FH Oberösterreich ist gemeinsam mit der Universität Zürich komplexen Mechanismen im Gehirn auf der Spur. Bildquelle: FH OÖ
Die Mechanismen der Lipidtransporter im Gehirn funktionieren unabhängig vom restlichen Körper. Dieser Prozess ist entscheidend für die Gehirngesundheit und zur Bekämpfung von Krankheiten wie Alzheimer. Lipide, die für die Zellfunktion essenziell sind, werden im Körper transportiert, indem sie an Proteine wie Apolipoproteine binden. Im Gehirn spielt ApoE eine Schlüsselrolle. Neueste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass das weniger bekannte Protein TTYH2, das ursprünglich als Anionenkanal beschrieben wurde, möglicherweise als Katalysator wirkt und den Austausch von Lipiden zwischen ApoE-Partikeln und Zellmembranen erleichtert. Licht ins Dunkel bringen wollen ab dem Frühjahr mit einem vierjährigen Forschungsprojekt FH-Prof. PD Dr. Birgit Plochberger vom Department für Medizintechnik der FH Oberösterreich und Univ.Prof. Dr. Raimund Dutzler, Vorstand des Instituts für Biochemie der Universität Zürich.
Diese interdisziplinäre Studie nutzt unter dem Kurztitel „Enhancing Lipid Transfer“ modernste biochemische und biophysikalische Methoden wie Kryo-Elektronenmikroskopie, Massenspektrometrie und Super-Resolution-Mikroskopie, um zu untersuchen, wie TTYH2 und ApoE zusammenarbeiten, um Lipide zu transferieren. Dabei erforschen die Wissenschaftler, wie Faktoren wie der Typ des ApoE, dessen Lipidgehalt und die Umgebung der Zellmembran diese Interaktion beeinflussen.
Durch die Beantwortung grundlegender Fragen zum Lipidtransport schlägt diese Forschung eine Brücke zwischen molekularer Biophysik und Strukturbiologie und eröffnet neue Wege, um Krankheiten wie Alzheimer und Herz-Kreislauf-Erkrankungen besser zu verstehen. Die Ergebnisse könnten weitreichende Auswirkungen auf die Medikamentenentwicklung und therapeutische Strategien haben und Hoffnung auf verbesserte Behandlungen und Gesundheitsresultate bieten. Dieses innovative Projekt wirft nicht nur Licht auf zentrale zelluläre Prozesse, sondern schafft auch die Grundlage für zukünftige Entdeckungen im Bereich des Lipidstoffwechsels und darüber hinaus.
Mit komplementären Kompetenzen „Mechanismen von großer medizinischer Bedeutung“ aufklären
Die institutionelle Zusammenarbeit zwischen Medizintechnik und Biochemie empfindet Birgit Plochberger als inspirierend. Der wissenschaftliche Fortschritt lebt aus ihrer Sicht sogar von interdisziplinärer Zusammenarbeit: „Nur durch die komplementären Kompetenzen von Wissenschaftler*innen kann neues Wissen entstehen. Ich freue mich auf die Synergien und die gemeinsame Arbeit mit dem renommierten Dutzler Lab!“
In die gleiche Kerbe schlägt auch ihr Forschungspartner Raimund Dutzler, für den dieses Projekt auf ideale Weise die Bedeutung von hypothesengetriebener Grundlagenforschung und interdisziplinärer Kollaborationen zeigt. Er und sein Team haben diese Studien in der Erwartung gestartet, einen neuen Mechanismus für die Kontrolle des zellulären Volumens zu identifizieren: „In unseren ersten Studien mussten wir aber erkennen, dass wir stattdessen einem völlig neuen Prozess des Lipidtransports auf der Spur waren. Bei einer Tagung am Wolfgangsee lernte ich Birgit Plochberger als erfolgreiche Wissenschaftlerin im Feld des Lipidtransports mit komplementärer Expertise kennen, die ideal auf die neue Fragestellung zugeschnitten ist. Die gemeinsame Entwicklung des Projekts war extrem stimulierend und ich bin sehr optimistisch, dass wir in den nächsten Jahren neue Mechanismen von großer medizinischer Bedeutung aufklären werden“.
Forschungsförderung aus dem FWF-Topf
Gefördert wird das Projekt aus österreichischen Bundesmitteln durch den grundlagenorientierten Wissenschaftsfonds FWF mit rund 900.000 Euro, wovon knapp mehr als die Hälfte auf Birgit Plochberger von der FH Oberösterreich entfällt.
Der Cholesterintransport von Astrozyten zu Neuronen wird durch die Freisetzung von ApoE mit unterschiedlichem Lipidgehalt eingeleitet, da weder Cholesterin noch ApoE-haltige Lipoproteinpartikel die Blut-Hirn-Schranke (BHS) passieren können. Bildquelle: FH OÖ