FH OÖ: Mirjam Augsteins Habilitation und ihre Forschung zu hybriden Kollaborationsräumen
Der Mensch im Mittelpunkt hybrider Zusammenarbeit – Mirjam Augsteins Habilitation und ihre Forschung zu hybriden Kollaborationsräumen
Wer forscht, will Zusammenhänge und Ursachen verstehen.
FH-Prof. DI Dr. Mirjam Augstein Bildquelle: FH OÖ
Für Mirjam Augstein, die an der Fachhochschule Oberösterreich forscht und lehrt, ist besonders spannend, wie Menschen durch die Unterstützung von Technik optimal zusammenarbeiten können. Das ist unter anderem Gegenstand ihrer kürzlich abgeschlossenen Habilitation mit dem Titel „Personalized and Collaborative Interaction – Individuals and Teams in Human-Centered Computing“. Diese Erkenntnisse bringt sie auch in ihrem aktuellen Projekt HYCOS (Hybrid Collaboration Spaces) ein. Zentral ist für sie die Frage, wie digitale Systeme aussehen müssen, damit sie sowohl einzelne Mitarbeiter*innen als auch ganze Teams optimal in der Zusammenarbeit unterstützen. Mirjam Augsteins Forschung liefert einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung zukunftsfähiger (Zusammen-)Arbeitsumgebungen und zur Entwicklung innovativer Technologien, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Für ein geplantes Josef Ressel Zentrum werden gerade Unternehmenspartner*innen gesucht, die sich diese Expertise zu Nutze machen möchten.
„Runtergebrochen sind die Fragen, die mich beschäftigen: Was macht Technik mit Menschen und was kann Technik für Menschen tun? Für mich ist besonders interessant, wie Technik so gestaltet werden kann, dass mehrere Menschen als Team gut miteinander interagieren können“, erklärt die 41-jährige Forscherin, die von 2002 bis 2006 „Engineering für Computerbasiertes Lernen“ an der Fachhochschule Oberösterreich am Campus Hagenberg studierte. Anschließend promovierte sie 2011 im Fachbereich Informatik an der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der JKU Linz. Seit 2012 ist sie Professorin für Personalisierte und Kollaborative Systeme im Studiengang „Kommunikation, Wissen, Medien“ (KWM) am Campus Hagenberg.
„Das was Teams brauchen, um gut zu funktionieren, ist nicht nur die Summe dessen, was die einzelnen Mitglieder für sich brauchen. Teamprozesse sind keine reinen Arbeitsprozesse. Menschen nehmen in der Zusammenarbeit unterschiedliche Rollen ein und haben unterschiedliche Anforderungen, wie sie produktiv arbeiten können. Um adaptive Systeme zu entwickeln, die auf die unterschiedlichen Rollen, Präferenzen und Fähigkeiten von Teammitgliedern aber auch auf die Gesamtsituation des Teams, eingehen, müssen wir die Prozesse, die in Teams ablaufen ganz genau verstehen“, erklärt Augstein. Erfolgreiche Zusammenarbeit ist tief in menschlichen Arbeitsprozessen verankert, die neben der technischen Herausforderung immer mitgedacht werden müssen. Digitale Werkzeuge können soziale und organisatorische Prozesse unterstützen und verbessern.
In ihrem aktuellen Forschungsprojekt HYCOS, das vom Wissenschaftsfonds FWF gefördert wird, beschäftigt sich Mirjam Augstein nicht nur mit Computer-gestützter Zusammenarbeit und der feingranularen Untersuchung solcher Prozesse, mit einem Fokus auf hybride (also teil-verteilte) Settings, sondern auch intensiv mit den „Räumen“, in denen Zusammenarbeit stattfindet – den physischen und den virtuellen. „Dabei geht es nicht so sehr darum, welche Tools die Zusammenarbeit ermöglichen. Die unterschiedlichen Audio- oder Videokonferenzsysteme bieten da bereits gute Lösungen. Für angenehme und effiziente Zusammenarbeit braucht es einiges mehr, das müssen wir sehr breit betrachten. Ganz wichtig ist etwa, eine Möglichkeit zu haben, ad hoc etwas zu digitalisieren, wie zum Beispiel eine schnelle Skizze, damit alle zur selben Zeit auf demselben Stand sind. Das sind offensichtliche Dinge. Und dann müssen wir neben weiteren großen Baustellen wie der Raumgestaltung auch noch subtilere Dinge, wie die Beleuchtung, und nicht zuletzt die Privatsphäre mitdenken“, erklärt Augstein.
Die Erkenntnisse aus dem Projekt HYCOS sollen auch die Grundlage für ein geplantes Josef Ressel Zentrum (JRZ) legen, für das Kooperationspartner*innen gesucht werden. Dort sollen Lösungen entstehen, die auf die individuellen Anforderungen von Unternehmen zugeschnitten sind. Dabei wird die Schnittstelle zwischen technischer Innovation, der Analyse von hybriden Kooperationsprozessen im Unternehmen und der Raumgestaltung betrachtet. Der jeweilige Schwerpunkt wird mit den einzelnen Unternehmen festgelegt. „Wir wollen untersuchen, wie hybride Zusammenarbeit zum jetzigen Zeitpunkt gelebt und technisch unterstützt wird. Daraus leiten sich dann die Möglichkeiten ab, wie entsprechende Kollaborationsräume gestaltet werden können, damit sie informelle Kommunikation, Kreativität und eine gleichwertige Teilhabe aller Teammitglieder ermöglichen“, erklärt Mirjam Augstein und ergänzt: „Bei hybrider Arbeit wird oft vorrangig an Zeiteffizienz gedacht. Natürlich ist das wichtig. Effizienz ist aber eine Folge von ganzheitlich funktionierenden Prozessen. Um maßgenschneiderte Lösungsansätze mit neuesten Technologien zu entwickeln, müssen wir uns das ganze Arbeitsumfeld inklusive auch beispielsweise der sozialen Interaktion anschauen. Nur dann sehen wir, wie die Arbeitsumgebung sowohl im analogen als auch im virtuellen Raum optimal gestaltet werden kann, damit sie neben Zufriedenheit auch Zeiteffizienz nach sich zieht.“ Für das geplante JRZ werden aktuell Unternehmenspartner*innen gesucht (Kontaktadresse: mirjam.augstein@fh-hagenberg.at), ein erster Ideenaustausch ist nach Kontaktaufnahme jederzeit möglich.
Szenario eines hybriden Settings Bildquelle: FH OÖ