Vorhang auf hieß es diesen Montag (17.1.) für die Premiere von „Alienation“ im Linzer Landestheater und damit auch für die virtuelle Realität, die zwei Digital Arts Masterstudenten der FH OÖ Campus Hagenberg für dieses Stück übers Erwachsenwerden gestaltet haben.
Wenn die eigene Welt zu eng und fremd ist, wie im Fall von Nikola, der jugendlichen Protagonistin des Theaterstücks „Alienation“, bietet die Realität – und damit auch die reale Bühne – nicht mehr genügend Raum. Es bleibt auch ihr nur die Flucht ins Internet, in die digitale Welt der Vlogs, Handyvideos und der Games, in welche das Publikum durch eine Kooperation des Landestheaters mit der Fakultät für Informatik, Kommunikation und Medien der FH Oberösterreich (FH OÖ) in Hagenberg miteintauchen kann.
Visualisiert wurde Nikolas virtuelle Welt von den Digital Arts Masterstudenten Nils Gallist (24) aus Freistadt und Manuel Lattner (22) aus Kirchdorf an der Krems. Die beiden Oberösterreicher haben ein speziell auf das Theaterstück zugeschnittenes Game namens „Build your World“ entwickelt.
„Unser Game ist nicht als ein herkömmliches Video-Spiel zu betrachten, mit Aufgaben und Zielen oder Gegner*innen. Es ist eine Erweiterung der Schauspielbühne in das Digitale“, präzisieren die beiden Entwickler. Dementsprechend konzentriert sich das Spiel hauptsächlich auf das Entdecken der Umgebung – von Feldern über Wiesen bis zur Wüste – und auf das, was die Protagonistin daraus entstehen lässt.
„Wir haben das Erwachsenwerden dieses Teenagers, das Vergangene und Zukünftige in ihrem Leben mit Hilfe von virtuellen Umgebungen visualisiert und untermalt. Diese hätten auch aufgrund ihrer Größenordnung nicht auf eine reale Schauspielbühne gepasst“, sagen Gallist und Lattner. In den digitalen Schaffensprozess wurden auch die Schauspieler*innen und Bühnenassistent*innen involviert, die ihre eigene Choreografie mit den digitalen Figuren einstudiert und auch das Script des Theaterstückes darauf ausgelegt haben.
Ein spannender Prozess für die Digital Arts Masterstudierenden, für die das Theater ein eher ungewohntes Terrain ist. „Die Kooperation mit dem Landestheater war eine tolle Erfahrung für uns“, betonen die Beiden, „zum einen, weil wir mit unserem Videospiel selbst einen hautnahen Einblick in eine Theater-Produktion erhalten konnten und zum anderen, weil wir mit unserem Know-how dem analogen Theater etwas Digitalität einhauchen und es damit für die neue Generation noch attraktiver machen konnten.“
Gallist und Lattner starteten im letzten September im Rahmen eines Semesterprojekts am Master-Studiengang Digital Arts mit der Gestaltung der virtuellen Welt Nikolas und wurden dabei von ihren Professoren Dr. Jürgen Hagler und Dr. Michael Lankes unterstützt. Zunächst arbeiteten beide Studenten gemeinsam an der visuellen Gestaltung der Welten und des Spieles. Gegen Ende des Projekts übernahm Manuel Lattner den technischen Teil und sorgte dafür, dass das Puzzle ein Gesamtbild ergibt, während Nils Gallist die grafischen Bausteine weiterentwickelte.
Entstanden ist die Kooperation der FH OÖ Campus Hagenberg mit dem Landestheater Linz im Rahmen des EU-Projekts „Play On! New Storytelling with Immersive Technologies“, in welchem neun Theater und acht Universitäten zusammenarbeiten und mit Hilfe digitaler Technologien neue Wege in der Performance Kunst gehen.
Das Theaterstück „Alienation“, das auf dem noch unveröffentlichten Roman der gebürtigen Deutschen, seit 2006 in Oberösterreich lebenden Autorin Corinna Antelmann basiert, ist im Rahmen der Netzbühne des Landestheaters noch zu verschieden Terminen im Jänner und Februar als Live-Stream online zu sehen. Details dazu sind auf der Landestheater Website unter www.landestheater-linz.at/netzbuehne/netzbuehne-live/netzbuehne_alienation zu finden.