Projekt in empirischer Sozialforschung: "ZIP - Zufrieden in Puchenau“
Eine Bürger*innenumfrage in der Gemeinde Puchenau
Ausgangslage
In einer sich immer schneller verändernden Welt, in der Globalisierung und Digitalisierung einen großen Stellenwert einnehmen, in einer Welt, in der die Bevölkerung immer älter wird, in einer Welt, in der Nachhaltigkeit ein zentrales Thema ist, stellt sich oft die Frage, wo steht der Mensch in diesen herausfordernden Zeiten, was bewegt ihn und was erwartet er sich von der Zukunft? All diese Fragen kann man nicht nur in der großen globalen „Bubble“ denken, sondern auch auf kleiner Ebene, wie zum Beispiel der einer Gemeinde.
Was bewegt die Menschen in einer Gemeinde? Welche Wünsche und Ängste begleiten sie durch den Alltag? Welche Zukunftsthemen, wie z.B. Digitalisierung, beschäftigen sie? Und vor allem wie zufrieden sind die Menschen mit den Leistungen, die von Politik und Verwaltung auf kommunaler Ebene und damit in ihrer unmittelbaren Umwelt erbracht werden?
„Was wir heute tun, entscheidet, wie die Welt von morgen aussieht!“ (Marie von Ebner-Eschenbach). Dieses Leitmotiv war sehr passend für eines der beiden empirischen Projekte des Studienjahrgangs 2020 des Bachelorstudiums Sozialmanagement (SOMA), für das Projekt „Zufrieden in Puchenau (ZiP)“.
Zielsetzung
Im Auftrag der Gemeinde von Puchenau unter Bürgermeister Friedrich Geyerhofer, MBA, und unter der Leitung von FH-Prof.in Mag. Dr.in Renate Kränzl-Nagl wurde eine Umfrage in der Gemeinde durchgeführt, anhand derer die Lebensqualität und Zufriedenheit der Bevölkerung in den Bereichen Wohnen, Verkehr, Infrastruktur und mit dem Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen sowie die Zufriedenheit mit der Verwaltung und deren Kommunikation mit den Bürger*innen erhoben wurde. Ebenso waren Zukunftsthemen zur Weiterentwicklung der Gemeinde (z.B. Ausbau des Breitbandinternets, E-Mobilität, etc.) und die Neugestaltung des Gartenstadtzentrums von besonderem Interesse.
Vorgehensweise
Einen guten Überblick über die Gemeinde Puchenau verschafften sich die Student*innen im Rahmen einer Exkursion mit dem Bürgermeister und dem Amtsleiter zu Beginn des Projekts, die durch eine Recherche von Literatur und Daten zum Ort ergänzt wurde. In einem nächsten Schritt widmeten sich die Student*innen den insgesamt 10 Interviews, welche mit Personen mit unterschiedlichen Funktionen geführt und anschließend ausgewertet wurden. Die Ergebnisse lieferten wertvolle Hinweise für den Fragebogen, der im Februar 2022 in Papierform an alle Haushalte verschickt wurde und auch online über die Homepage der Gemeinde abrufbar war. Die Rücklaufquote war mit rund 24% (= 1.099 zurückgesendete Fragebögen) sehr zufriedenstellend, wobei der/die jüngste Teilnehmer*in zwölf Jahre und der/die älteste 99 Jahre alt war.
Ergebnisse
Hinsichtlich ihrer Wohnsituation sind 49% der Befragten sehr zufrieden und weitere rund 48% damit eher zufrieden. Der Erhalt der Natur und der Au ist den Puchenauer*innen eine Herzensangelegenheit, wobei sich 68,1% der Umfrageteilnehmer*innen diesbezüglich mehr Maßnahmen wünschten. Ebenso wichtig ist die Neugestaltung des Platzes vor dem Gartenstadtzentrum, die mit den ersten Entwürfen eines Linzer Architekten bereits auf einen guten Weg gebracht wurde. Mit den Ergebnissen der Umfrage liegen nun weitere zahlreiche Ideen für die Neugestaltung dieses zentralen Platzes vor.
Ein schwierig zu lösendes Problem stellt die Verkehrssituation in Puchenau dar, wobei sich vor allem das Verhältnis zwischen Autofahrer*innen und Radfahrer*innen sowie die Teilung des Ortes durch die B127 als problematisch erwiesen, wie die Umfrageergebnisse nahelegen. Das Verhältnis zwischen den Autofahrenden und den Radfahrenden wurde von 33,7% als eher nicht gut und von 13,3% sogar als gar nicht gut bewertet. Mit dem Verkehr in Puchenau sind insgesamt lediglich 7,5% der Teilnehmenden sehr zufrieden, weitere 52,1% sind mit der derzeitigen Verkehrssituation immerhin eher zufrieden. Zur Verbesserung der Verkehrssituation hatten die Befragten zahlreiche Vorschläge (bessere Regelungen von Kreuzungen, Kontrolle von Tempolimits, etc.), unter denen sich auch sehr kreative Ideen befanden (wie z.B. die Nutzung der Donau als Verkehrsweg mittels Wasserflugzeug oder die Untertunnelung der B127).
Sehr positiv bewerteten die Befragten die Gemeindeverwaltung und deren Leistungen: über 96% sind damit sehr oder eher zufrieden. Vor allem die Freundlichkeit des Personals wird von zwei Drittel der Befragten als sehr zufriedenstellend hervorgehoben. Hinsichtlich der Infrastruktur gab es Wünsche zur Erweiterung der Einkaufsmöglichkeiten, wobei hier auf Regionalität Wert gelegt wird. Zudem bestand der Wunsch, dass das gastronomische Angebot erhalten bleibt bzw. erweitert werden könnte.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Puchenau eine Gemeinde mit sehr hoher Lebensqualität ist und die Bürger*innen sowohl die Stadtnähe zu Linz als auch die Natur zu schätzen wissen.
Alles in allem war das Projekt eine spannende abend- und nächtefüllende Erfahrung. Durch die häppchenweise Einteilung, die Bearbeitung von Aufgaben in Teams und die professionelle Unterstützung durch Frau FH-Prof.in Dr.in Kränzl-Nagl konnte die sehr umfangreiche Arbeit – die teilweise auch dem hohen Rücklauf bei der Umfrage geschuldet war – als sehr zufriedenstellender und erfreulicher Erfolg erlebt werden.
Studentische Autorinnen dieses Beitrages: Jasmin Berghammer und Monika Schauerhofer