Logbucheintrag 4 aus dem "Golden State": Medical Engineering Studentin Theresa Rohrmoser berichtet vom Campus Davis der University of California
Renommierte Wissenschaftler hautnah erleben, den Bahnen des American Football nachschauen und Geselligkeit bei Thanksgiving und im Advent genießen
Theresa Rohrmoser studiert im dritten Semester des Masterstudiengangs Medical Engineering (MME) - und sie hat ein Faible für erstrangige Adressen in der akademischen Welt. Sie war bereits zum Austausch am renommierten Karolinska Institut in Stockholm - wir haben an dieser Stelle berichtet - und steckt nun schon vor Ort mitten in den Vorbereitungen für ihr Semester am Campus Davis der University of California (UC).
In loser Folge versorgt sie uns mit Logbucheinträgen aus dem Bundesstaat Kalifornien, der in den USA auch den offiziellen Spitznamen "Golden State" trägt, versorgen.
Hier ist Theresas vierter Bericht:
"Im November durfte ich mein erstes American Football Spiel sehen. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen, da das Gebäude, in dem ich arbeite, direkt neben dem Stadion am Campus ist. Das „UC Davis Health Stadium“ hat eine Kapazität von mehr als 10.000 Zuschauer*innen. Das Spiel fand zwischen UC Davis und der Montana State University statt. Fans der MSU nahmen die 14-stündige Autofahrt auf sich, um sich ein College-Football Spiel anzuschauen, man kann es kaum glauben. Vor dem Spiel wird auf dem Parkplatz auf den Ladeflächen der Trucks gegrillt und schon vor dem Spiel gefeiert – so genannte „Tailgate-Partys“. Die drei Stunden im Stadion waren ein einziges Spektakel für mich. Von Cheerleadern, Tänzerinnen, der Marschband, Pferden, welche das Spiel eröffneten, bis zu einem Doxie-Derby - ein Dackelrennen - in der Halbzeit war alles dabei. Die Stimmung war wirklich berauschend – eine "amerikanischere Erfahrung" kann man sich kaum vorstellen.
Nach fünf kalten und regnerischen Tagen aufgrund einer Bombogenese und starken Temperaturunterschieden, war der Boden etwas überflutet, da die Erde zu trocken ist, um viel Wasser aufnehmen zu können. Fast hätte ich also doch das schöne Wetter verschrien, aber nach diesen Stürmen kam das warme und sonnige Wetter zurück und es hat tagsüber bis zu 19°C und man kann Herbstspaziergänge in der bunten Natur genießen.
An der Fakultät für Biomedical Engineering hatte ich die Chance, die jährliche „Maroney-Bryan Distinguished Lecture“ miterleben zu dürfen. Von 2010 bis heute hat der Fachbereich Biomedical Engineering der UC Davis herausragende Innovatoren eingeladen, um ihren unternehmerischen Weg vorzustellen. Diese bahnbrechende Vortragsreihe beleuchtet, wie Forscher in den Bereichen Biomedizintechnik, Medizin und Biotechnologie Lösungen im großen Umfang entwickelt und in der Industrie umgesetzt haben, um eine nachhaltige, gesündere und widerstandsfähigere Welt in Reichweite zu bringen. Heuer war Dr. Bruce Tromberg zu Gast, Direktor des NIBIB (National Institute of Biomedical Imaging and Bioengineering). Es ist wirklich beeindruckend einen Vortrag von einem so hochkarätigen Forscher hören zu dürfen.
Das letzte Monat war definitiv der Monat der Festlichkeiten. Am letzten Donnerstag im November feiern die Amerikaner*innen Thanksgiving. Möglicherweise könnte es mit unserem Erntedankfest verglichen werden, aber die Ausmaße dieses Festes hier sind ganz andere. Zwischen der ganzen Weihnachtsdekoration findet man in den Geschäften auch noch Dekoration für Thanksgiving – denn ja, die Häuser hier werden für etwaige Anlässe festlich geschmückt. Die Thanksgiving-Break sind hier vier Tage, von Donnerstag bis Sonntag, wo wirklich die meisten Student*innen, aber auch viele berufstätige Menschen, nur für die paar Tage quer durch die USA reisen, um mit ihren Familien zu feiern und die Zeit zu genießen. Abgesehen von Weihnachten, was ja nicht alle feiern, ist Thanksgiving definitiv das größte Fest im Jahr. Traditionellerweise wird ein gefüllter Truthahn gegessen. Ich durfte Thanksgiving an zwei Tagen bei Freunden, als so genanntes „Friendsgiving“ zelebrieren. Dabei brachte jede*r etwas zu essen mit - Hauptspeisen, Beilagen, Nachspeisen - und es wurde gemeinsam ein schöner Abend verbracht und auch vor dem Essen gesagt, wofür man dankbar ist.
Sobald Thanksgiving vorbei ist, kommt auch schon Weihnachten so richtig um die Ecke. Die Weihnachtsbeleuchtung sind genau so maßlos, wie man es aus Filmen kennt. In Sacramento gibt es die „Fabulous 40s“ also die Straßen 40, 41, etc. In dieser wohlhabenden Gegend werden sogar Touren angeboten, um die Weihnachtsbeleuchtungen zu bestaunen. Zusätzlich durfte ich auch das „Tree Lightning“ also die erste Erleuchtung des Weihnachtsbaums in Davis miterleben. Zuerst gab es eine Lichterparade mit der Marschband und den Anwohnern und nach dem Erleuchten, wurden noch von verschiedenen Gesangsgruppen weihnachtliche Klänge zum Besten gegeben. Um die Einstimmung in den Advent gleich zu Beginn noch abzurunden, habe ich auch noch ein Jazz-Holiday-Concert im Mondavi Center und ein Holiday-Concert einer Blaskapelle auf einem wunderschönen Weingut in Napa-Valley erleben dürfen. Für mich als passionierte Musikerin ist es unglaublich, dass fast jeder Universitäts-Campus ein Konzerthaus im Ausmaß unserer Festspielhäuser und mit hochkarätigen Musikgruppen, die dort auftreten, hat.
Den Christkindlmarkt in Sacramento – organisiert vom deutschen Turnverein – durfte ich mir natürlich auch nicht entgehen lassen. Dort gab es sehr guten selbstgemachten Glühwein und auch die restlichen Stände haben an einen europäischen Weihnachtsmarkt erinnert, auch wenn das Ganze indoor aufgebaut war. Eine Schuhplattler- und Volkstanzguppe, umrahmt von der Alpentanzkapelle waren mir dann doch wieder ein bisschen zu kitschig und etwas von unserer Tradition entfernt.
Seit dem 13. Dezember ist das „Fall-Quarter“, also das Herbstsemester, vorbei. Die Studierenden haben Davis für die „Winter-Break“ verlassen und das Städtchen ist wieder wie ausgestorben, bis das „Winter-Quarter“ nach Neujahr beginnt."