Über den höchsten akademischen Abschluss, den man erlangen kann – den Doktor bzw. Ph.D. – durfte sich Thomas Neumayr noch vor Weihnachten freuen. Der langjährige wissenschaftliche Mitarbeiter am FH OÖ Campus Hagenberg verteidigte am 22. Dezember erfolgreich seine Dissertation am JKU Institute of Business Informatics - Software Engineering.
Für den 38-jährigen aus Wels die Krönung seiner bisherigen Laufbahn, die 2007 als Student am Bachelor-Studiengang Kommunikation, Wissen, Medien (KWM) in Hagenberg begann, dann 2012 in den Abschluss des gleichnamigen Masterstudiums mündete und als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der KWM-Forschungsgruppe PEEC - Personalized Environments and Collaborative Systems ihre Fortsetzung fand.
„Es ist eine schöne Bestätigung für die viele Arbeit und die tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem Thema Hybride Zusammenarbeit. Ich bedanke mich recht herzlich bei meinem Betreuungsteam, Univ.-Prof.in Dr. Gabriele Kotsis und Univ.-Prof. Dr. Johannes Sametinger sowie meiner Kollegin FH-Prof. Dr. Mirjam Augstein für die Co-Betreuung und fortwährende großartige Unterstützung. Dank gilt außerdem meiner Familie, allen voran meiner Frau und den Kindern für die viele Geduld“, sagt der frischgebackene Doktor.
Auch sonst kann Thomas Neumayr bereits auf einige Meilensteine zurückblicken. Seit 2012 arbeitete er in neun geförderten wissenschaftlichen Forschungsprojekten der FH OÖ mit und veröffentlichte insgesamt mehr als 40 Publikationen (darunter drei Best Paper Awards bei renommierten internationalen Konferenzen sowie ein Microsoft Productivity Research Grant). Außerdem war er bereits Organisator bzw. Reviewer bei internationalen Konferenzen und Workshops.
Auch in der Lehre ist Neumayer seit 2013 tätig, nämlich an seinem Heimatstudiengang KWM sowie dem Bachelor Software Engineering und dem Master Human-Centered Computing seiner „alma mater“ Hagenberg. Aktuell arbeitet er zudem mit PEEC-Forschungsgruppenleiterin Mirjam Augstein und Kolleg*innen am FWF-Projekt „Hybrid Collaboration Spaces“, welches nahtlos an das Thema seiner Dissertation anknüpft.
Forschung zur Zusammenarbeit der Zukunft
Die Dissertation schrieb Neumayr über hybride Kollaboration – also Meetings, Konferenzen, Lehrveranstaltungen oder ähnlichen Unterfangen, an welchen sowohl räumlich getrennte Personen als auch Personen vor Ort teilnehmen. Eine Form der Zusammenarbeit, die durch veränderte Bedingungen während der Covid-Pandemie noch gefragter wurde und in den Jahren nach 2019 auch stärker in den Fokus des Forschungsinteresses rückte.
“Die meisten Forschungsarbeiten konzentrierten sich traditionell auf die Untersuchung entweder der ortsgebundenen oder der entfernten Zusammenarbeit. Dies führte zu einem Mangel an wissenschaftlichen Erkenntnissen und ließ die teilnehmenden Personen an hybriden Aktivitäten mit einer suboptimalen technologischen Unterstützung zurück“, erklärt Neumayr. Es sei notwendig, die bestehenden Modelle, Werkzeuge und Frameworks im Bereich der computerunterstützten kooperativen Arbeit neu zu gestalten, um die Phänomene zu untersuchen und die künftige Forschung sowie die Entwicklung von Werkzeugen anzuleiten – und genau das habe er sich in seiner Doktorarbeit zum Ziel gesetzt.
In seiner Dissertation stellte Neumayr auch konkret zwei Beispiele vor, die zeigen, wie ein Domänen-Transfer von der ortsgebundenen und entfernten auf die hybride Zusammenarbeit das Design zukünftiger Systeme erfolgreich beeinflussen und eine neu fokussierte analytische Betrachtungsweise zur Untersuchung hybrider Aktivitäten bieten kann: Kollaborative Kopplung (englisch: Collaborative Coupling) und Territorialität. Diese wurden als vielversprechende analytische Werkzeuge ausgewählt und in zwei umfangreichen Nutzerstudien zur hybriden Zusammenarbeit mit mehr als 100 teilnehmenden Personen eingesetzt.
Das großartige Ergebnis seiner Forschung: ein umfassendes Framework zur Beschreibung und Analyse hybrider Kollaboration, verschiedene konkrete Analysetools sowie praktische Implikationen für die zukünftige Gestaltung hybrider kollaborativer Systeme.
Ansätze für weitere Forschung liefert Neumayr gleich mit: “Da das vorgeschlagene Forschungsparadigma mit erheblichem Aufwand verbunden ist, erscheint die Automatisierung (Stichwort: KI) von Teilen der beteiligten Prozesse vielversprechend und wird auch von mir in der Doktorarbeit abschließend im Hinblick auf zukünftige Bestrebungen diskutiert.“