Ein vom Bundeskanzleramt gefördertes Projekt unter der Leitung von Dr. Martina Gaisch mit dem Ziel, jungen Menschen Mut zu machen, eine berufliche Laufbahn in der Informatik einzuschlagen, wird die Forschungsgruppe „FEMtech Lab“ aus Hagenberg bis Ende Dezember 2022 in Atem halten.
Geplant ist, ein MINT-Durchstarterinnen-Portal (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) für Oberösterreich aufzusetzen und damit Selbstzweifel von Frauen bezüglich einer technischen Ausbildung abzubauen. Die Plattform soll durch ihre zahlreichen Beiträge unterschiedlichste Gruppen (Schülerinnen, Eltern, Lehrkräfte und alle anderen Interessierten) ansprechen, informieren und sensibilisieren.
Zum einen sollen Mädchen im Alterssegment 15-19 aus Schulen ohne MINT-Schwerpunkt im Zentralraum Oberösterreich in der Berufsfindungsphase adressiert und für Technik begeistert werden. Zum anderen soll das Projekt dazu beitragen, Eltern und Bildungspersonal zu sensibilisieren, damit sie jungen Menschen Mut und Lust machen, einen Beruf in einem (informations)technischen Bereich zu ergreifen.
Im Rahmen des Projektes werden die folgenden fünf Arbeitspakete umgesetzt:
Mutmacherinnen-Börse von und für Schülerinnen aus MINT-fernen Schulen
Sensibilisierungs- und Hands-On-Workshops inkl. Begleitmaterial für Lehrpersonal, Schülerinnen und Eltern
Niedrigschwellige Beratungsangebote und Ferienaktivitäten
Short-Cast-Reihe „MINTastic“
Vernetzung mit Expertinnen und Umsetzung von Best-Practice Beispielen
Wie empirische Erhebungen (Gaisch & Rammer, 2018, Gaisch & Kerschbaumer, 2019) zeigen, gibt es in Österreich noch erhebliche Vorurteile gegenüber MINT. So wurde eruiert, dass 9 von 10 Mädchen sowohl vom Elternhaus als auch von Pädagog*innen angeraten wird, doch eher etwas "Soziales, Kommunikatives oder Frauenspezifisches" zu studieren. Weiters zeigt sich ein veraltetes und verkürztes Verständnis von Informatik und deren Berufsfeldern. Hier fehlt es meist an Wissen, welche neuen Fähigkeiten und Fertigkeiten die Berufswelt benötigt und dass Digitalisierungskompetenz und analytisches sowie algorithmisches Denken zu den sogenannten 21 Century Skills gehören.
Die 21st Century Skills zählen zu den wesentlichen Kernkompetenzen des 21. Jahrhunderts, mit denen die komplexen Herausforderungen unserer Zeit effektiv gelöst werden können. Besonders bekannt sind die sogenannten 4 Cs, auch als die Lernkompetenzen beschrieben: Creativity, Critical Thinking, Communication und Collaboration. Daneben gibt es noch eine Reihe von weiteren Skills wie Produktivität, Führung, Initiative oder soziale und digitale Fähigkeiten.
Fehlendes Wissen über geeignete Berufsbilder, die die Vielfalt an Tätigkeitsbereichen in MINT aufzeigen, führen meist dazu, dass von Mädchen sehr konventionelle und eingefahrene Berufspfade eingeschlagen werden.
Hinzu kommt, dass sich Mädchen in dieser Altersgruppe oft mit großen Selbstzweifeln konfrontiert sehen und aufgrund von Versagensängsten lieber in sozialisierten Berufsfeldern bleiben. Mit dem im Projekt angedachten MINT-Durchstarterinnen-Portal soll es gelingen, Schülerinnen zu zeigen, dass es bereits einige junge Frauen aus genau denselben Schulen/Schultypen geschafft haben, sich in einer MINT-Laufbahn zurecht zu finden. Mit authentischen Berichten sollen Schwellenangst und Unsicherheiten abgebaut werden. Ziel ist es auch, dass einige dieser jungen Frauen über die Mutmacherinnen-Börse niedrigschwellig kontaktiert werden können und somit ein Netzwerk geschaffen wird. Es soll eine Plattform entstehen, die die Mädchen dort abholt, wo sie stehen und ihnen jene Informationen zur Hand gibt, die sie in der jeweiligen Phase der Berufsfindung benötigen.