Das ist der perfekte Zeitpunkt von einer jungen Frau und Studentin zu hören, was Frau-sein heutzutage für sie bedeutet:
„Aus gegebenem Anlass kam mir als erstes in den Sinn, dass Frau-sein bedeutet, ca. alle 27 Tage am liebsten zwei bis drei Tage im Bett verbringen zu wollen. Doch das ist ein sehr unbedeutender Teil. Denn auch wenn Unterleibsschmerzen zu meiner Lebensrealität gehören, sollte Frau-sein nicht auf die Menstruation reduziert werden. Das ist ein patriarchaler Gedanke, welcher Frauen auf ihre Funktion als gebärende Mütter reduziert.
Also weiter: Frau-sein bedeutet heute zum Glück auch, dass ich tragen kann, was ich möchte: Seien es Jeans oder Röcke, Make-up, Schmuck, Nagellack oder mittlerweile auch einfach mal keinen BH.
Frau-sein bedeutet aber auch nachts Angst haben zu müssen, alleine nach Hause zu gehen und sich mit Freundinnen abzusprechen, dass man Bescheid gibt, wenn man es sicher nach Hause geschafft hat.
Mittlerweile bedeutet es auch, dass ich allein aufgrund meines Geschlechts besonders gefördert werde – bspw. bei Events, die nur für Frauen ausgerichtet werden – und bei gleicher Qualifikation bei der Einstellung sogar offiziell bevorzugt werde.
Für mich bedeutet es aber auch, regelmäßig sexistische Übergriffe zu erleben und keine Freundin zu kennen, die noch nichts dergleichen ertragen musste.
Außerdem bedeutet es, in vielen Bereichen insbesondere bei Gesundheitsthemen nicht mitgedacht zu werden und oft unsicher zu sein, ob die Einnahme von Medikamenten wirklich nebenwirkungsfrei bleibt.
Frau-sein bedeutet deswegen heutzutage politisch-sein, mit Freundinnen vermehrt über Sexismus, Rassismus und natürlich das Klima zu sprechen.
Und gleichzeitig bedeutet es, mich auf vielen Ebenen unterrepräsentiert zu fühlen: In der Politik, der Wirtschaft und auch hier an der FH (mit Blick auf die Lehrenden).
Dafür brauchen Frauen keinen Mitleid, denn all diese Erlebnisse machen uns zu den empathischen und starken Frauen, die wir nun mal sind. Und deshalb bedeutet Frau-sein für mich heute mehr denn je einen starken Zusammenhalt von noch stärkeren Frauen zu spüren. Es erfüllt mich mit Freude und Stolz in eine nachhaltige Zukunft zu blicken, die maßgeblich von Frauen gestaltet wird! Die Klimabewegung ist weiblich!* Dank vieler weiblicher Vorbilder wieGreta Thunberg, Luisa Neubauer, Katharina Rogenhofer, Annalena Baerbock, Leonore Gewessler und vielen mehr, wird sich die Welt vom Patriarchat befreien können, so dass zukünftige Generationen selbstbestimmt und selbstbewusst leben können, ohne beinahe täglich einen Kampf führen zu müssen. Ich freue mich auf die zukünftigen Stimmen zum Thema Frau-sein.“
- Corinna Litges, 25, Master-Studentin
*Anmerkung: Beim ersten weltweiten Klimastreik waren 60% der Teilnehmenden weiblich.