Diversität und Künstliche Intelligenz – im Gespräch mit Mag.a Alexandra Haller
MMag.a Sophie Wiesinger im Gespräch mit Mag.a Alexandra Haller vom Logistikum TLOG-Team Sustainable Transport:
Liebe Alex, danke dass du dir Zeit genommen hast. Stell dich bitte unseren Leser*innen kurz vor!
Ich bin seit über 10 Jahren als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Team Sustainable Transport tätig. Dabei liegt mein besonderer Schwerpunkt neben rechtlichen Themen (ich bin eigentlich Juristin) auf Aus- und Weiterbildungsthemen in diesem Bereich. Bei meinen Herzensprojekten REWWay und RETrans habe ich seit Beginn vor mehr als 10 Jahren die jeweiligen Plattformen (rewway.at und retrans.at) aufgebaut, die in aktuellen Projekten auch gerade modernisiert werden. Genau hier kommt auch das Thema KI ins Spiel, was ich natürlich als Juristin stets aus zwei Blickwinkeln betrachte. Zum einen sehe ich die vielen Chancen die sich für unsere Plattformen bieten und die Notwendigkeit, auf diesen Zug aufzuspringen, bin mir aber auch der Herausforderungen und der vielen offenen (rechtlichen) Fragen bewusst, auf die es bislang noch keine einheitlichen (ausjudizierten) Antworten gibt.
Welche Schwerpunkte setzt du, bei denen Künstliche Intelligenz eine Rolle spielt?
Aktuell modernisieren wir zwei unserer großen Projekte REWWay* und RETrans4Future**. Kern dabei ist es diese zu aktualisieren und den Anforderungen junger Menschen entsprechend aufzubereiten. Hier gilt es natürlich, mit dem digitalen Wandel Schritt zu halten und auch KI-Tools mit einzubeziehen. Hier sehe ich aber auch viele Chancen: viele Tasks (z.B. die Erstellung von Videos) die früher Wochen in Anspruch genommen haben oder gar nicht umsetzbar waren, sind nun möglich geworden. Und eben genau solche modernen Werkzeuge und Tools möchten wir zukünftig auf unseren Aus- und Weiterbildungsplattformen nutzen, um den jungen Menschen das Thema der nachhaltigen Gütermobilität und die Berufsmöglichkeiten in der Logistikbranche aufzuzeigen.
Künstliche Intelligenz bringt Chancen und Risiken für Diversität. Welche Erfahrungen hast du damit gemacht?
Zum ersten Mal vertiefend habe ich bei der Edulearn Konferenz 2023 Erfahrungen mit KI sammeln dürfen. Dabei handelt es sich um eine jährlich stattfindende Education Konferenz mit mehr als 900 Teilnehmer:innen aus 90 Ländern zu der ich schon seit vielen Jahren regelmäßig fahre und heuer auch Teil des Scientific Boards sein durfte. Hier wurden mir bereits vor zwei Jahren sehr spannende Werkzeuge präsentiert und es war sehr interessant zu sehen, wie die KI den Bildungsbereich innerhalb weniger Monate komplett auf den Kopf gestellt hat, was sich kurze Zeit davor noch niemand vorstellen konnte. Auch die heurige Konferenz stand natürlich wieder unter dem Fokus der KI und es war spannend mitzuerleben, dass diese bei kaum einem Thema mehr wegzudenken ist.
Ich habe aber speziell beim Einsatz von KI-Tools die Erfahrung gemacht, dass hier bei der Generierung oftmals wenig diverse Bilder entstehen. Als sehr gutes Beispiel finde ich hier auch die zahlreichen Bildgenerierungstools, die beispielsweise beim Thema Logistik hauptsächlich männliche Avatare wählen (wenn man sie nicht explizit auf eine weibliche Person hinweist). Auch die Art und Weise wie Frauen in den Bildern dargestellt werden ist ausbaufähig. Hier ist es wichtig und sehe ich es als Chance, dass ein besonderes Augenmerk bei der Formulierung von Prompts und der Verwendung von KI im Generellen darauf gelegt wird, auf Diversität zu achten, damit die KI daraus lernen kann uns sich die Thematik dadurch schrittweise verbessern kann.
Worin siehst du die größten Herausforderungen?
Die größten Herausforderungen sehe ich zum einen wie bereits erwähnt in den vielen offenen rechtlichen Punkten. Hier ein entsprechendes Mittelmaß an Regulativen zu finden, sehe ich als sehr herausfordernd. Und im Hinblick auf unser Aus- und Weiterbildungsthema sicherlich auch das Thema der Seriosität der generierten Inhalte und die dahinterliegenden Quellen. Und natürlich auch einen verantwortungsbewussten Einsatz von KI-Tools in Bildungseinrichtungen. Hier gehören sowohl die Lernenden als auch die Lehrenden entsprechend geschult und sensibilisiert.
Was braucht es, um innovative undverantwortungsbewusste Antworten auf die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit zu geben?
Seriosität, fundierte Quellen und ein hohes Maß an Aufklärung und Sensibilisierung in allen Bereichen.
Wenn du in die Zukunft schaust, welche positiven Dinge könnten auf uns zukommen?
In die Zukunft blickend hoffe ich, dass ein seriöser Einsatz von KI in einem entsprechenden regulativen Rahmen unser Leben in vielen Punkten bereichern wird. Vor allem im Hinblick auf eine offene und diverse Weltanschauung und auf einen internationalen Austausch (alleine, wenn man sieht, wie uns hier die modernen Übersetzungstools in alle erdenklichen Sprachen weiterhelfen) können die verschiedensten KI-Tools und der weltweite Austausch hier einen wichtigen Beitrag leisten.
Danke für das spannende Gespräch und alles Gute für deine weitere Arbeit!
*ReWWAY – Das Projekt “Research and Education in Inland Waterway Transport” ist eine Forschungskooperation zwischen dem Logistikum der FH OÖ Steyr und der viadonau, die der Verankerung der Binnenschifffahrtslogistik in (inter-)nationalen Forschungs- und Bildungseinrichtungen dient.
**RETrans4Future - Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) gefördert und im Rahmen des Programms Logistikförderung durch die Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH (SCHIG mbH) abgewickelt.
(Foto als Teilnehmer:innen auf der EDULEARN 2024. Credits: Edulearn24)