Wissenschaft muss auch Problemlöser und Innovationsmotor sein
Landeshauptmann Thomas Stelzer & Wirtschaft- und Wissenschafts-Landesrat Markus Achleitner: „Wissenstransfer ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Gesellschaft und Wirtschaft. Dieser Auftrag an die Universitäten und Fachhochschulen sorgt dafür, dass wissenschaftliches Wissen nicht isoliert bleibt, sondern zur Lösung von Problemen beiträgt und wirtschaftliche Innovationen antreibt.“
Universitäten und Fachhochschulen sind nicht nur Orte der Forschung und der Lehre, sie haben darüber hinaus eine dritte zentrale Aufgabe: den Wissenstransfer. Diese „Third Mission“ als Auftrag für die Universitäten bedeutet, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nicht ausschließlich in den akademischen Kreis getragen, sondern der gesamten Gesellschaft zugänglich gemacht werden sollen. Die Bedeutung dieses Know-how-Transfers wurde auch beim Wissenschaftsempfang unterstrichen, zu dem Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer und Wirtschaft- und Wissenschafts-Landesrat Markus Achleitner führende Vertreter/innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung eingeladen. „Wissenschaftskommunikation ist auch wichtig für das rasche Überführen von Forschungsergebnissen in die wirtschaftliche Anwendung – was Oberösterreich mit seiner Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 konsequent verfolgt“, betonten Landeshauptmann Thomas Stelzer und Wirtschaft- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner im Rahmen der Veranstaltung, die unter dem Motto „Wissenschaft im Dialog“ im Linzer Schlossmuseum stattgefunden hat.
„Wissenschaft ist kein Selbstzweck. Sie hat das Potenzial, gesellschaftliche Probleme zu lösen, von Umweltfragen bis hin zu sozialer Ungleichheit oder dem Gesundheitswesen. Oberösterreichs Hochschulen leben diese Verantwortung, komplexe wissenschaftliche Erkenntnisse so aufzubereiten, dass sie von einem breiten Publikum verstanden und genutzt werden können“, erklärte Landeshauptmann Stelzer im Rahmen seiner Ansprache.
Auch für die Wirtschaft spielt der Wissenstransfer eine zentrale Rolle. „Wissenschaft und Forschung sind ein wichtiger Innovationsmotor für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort wie Oberösterreich. Viele bahnbrechende Innovationen haben ihren Ursprung in der Forschung an oberösterreichischen Universitäten und Fachhochschulen. Die Third Mission stellt sicher, dass Forschungsergebnisse ihren Weg in die Industrie finden, wo sie zu neuen Produkten, Dienstleistungen und Prozessen weiterentwickelt werden können“, so Landesrat Achleitner.
Wissen schafft Vertrauen
Der Teilchenphysiker Christof Gattringer ist Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, Österreichs führende Organisation zur themenoffenen Förderung der Grundlagenforschung sowie der künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung. Er unterstrich in seiner Keynote die immense Bedeutung von Wissenschaftskommunikation: „Um der vorherrschenden Wissenschaftsskepsis entgegenzuwirken, müssen wir wissenschaftliches Wissen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen in die Gesellschaft tragen und den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit fördern. Zu wissen, wie Forschungsergebnisse erarbeitet werden und welche Bedeutung diese für das tägliche Leben haben, schafft Vertrauen. In der Zeit von Fake News kann Wissenschaftskommunikation dabei helfen, Fehlinformationen entgegenzuwirken. Sie ermöglicht den Brückenschlag zwischen der Wissenschaft und der Gesellschaft, macht wissenschaftliche Erkenntnisse für die Öffentlichkeit zugänglich und schafft dadurch die Grundlage für informierte Entscheidungen.“
Podiumsdiskussion: „Klarer Auftrag zur Wissensvermittlung auch in Richtung Gesellschaft“
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion legten auch Stefan Koch (Rektor der Johannes Kepler Universität Linz), Stefanie Lindstaedt (Gründungspräsidentin der IT:U – Interdisciplinary Transformation University Austria), Brigitte Hütter (Rektorin der Kunstuniversität Linz) und Michael Rabl (Hochschulpräsident und Geschäftsführer der FH OÖ) ihre Sichtweise auf den Auftrag an die Universitäten und Fachhochschulen, in Austausch mit der Gesellschaft zu treten, dar:
Stefan Koch, Rektor der Johannes Kepler Universität Linz: „Universitäten haben, neben Lehre und Forschung, eine ‚dritte‘ wichtige Mission: Wir möchten unsere Forschungserkenntnisse in die Gesellschaft bringen und Debatten aus unterschiedlichen Perspektiven anstoßen. Denn: Demokratie lebt von der Diskussion und einer konstruktiven Streitkultur – der Austausch unterschiedlicher Perspektiven muss jedoch auf Fakten beruhen. In Zeiten von Fake News ist es daher umso wichtiger, dass Universitäten Bürger*innen zum Dialog einladen. Die JKU hat dafür unterschiedliche Formate, wie z.B. den JKU medTALK, und ist österreichweit die einzige Universität mit zwei Einrichtungen zur Wissensvermittlung: dem Kepler Salon in der Linzer Innenstadt und dem Zirkus des Wissens direkt am JKU Campus.“
Stefanie Lindstaedt, Gründungspräsidentin der IT:U – Interdisciplinary Transformation University Austria: „Als neue Universität in der dynamischen Hochschullandschaft Oberösterreichs nehmen wir unsere Verantwortung ernst, über die traditionellen Aufgaben von Forschung und Lehre hinauszugehen. Die sogenannte Third Mission – die aktive Mitgestaltung und der Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung – ist dabei ein zentrales Element unseres Selbstverständnisses. Es ist unser Ziel, wissenschaftliche Erkenntnisse nicht nur für die akademische Gemeinschaft zugänglich zu machen, sondern auch für die breite Öffentlichkeit verständlich und nutzbar zu machen. In einer Zeit, in der Wissen von größter Bedeutung ist, sehen wir es als unsere Pflicht, als Netzwerkuniversität, Brücken zu schlagen zwischen der Forschung und den Menschen, sowie Unternehmen in unserer Region und darüber hinaus. Wissenschaft darf nicht in Elfenbeintürmen verharren – sie muss im Dialog mit der Gesellschaft stattfinden. Unsere Professorinnen und Professoren arbeiten eng mit Wirtschaft und zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen, um interdisziplinäre Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln.“
Brigitte Hütter, Rektorin der Kunstuniversität Linz: „Mit ihren Stärken in Kunst, Design, Technologie und Medien hat sich die Kunstuniversität Linz ein international hoch angesehenes Niveau in Lehre und Forschung erarbeitet – ihre dritte Mission nimmt sie in Österreichs Hochschullandschaft als kulturelles Zentrum wahr, das nicht nur junger experimenteller Kunst und wirtschaftsnahem Design viel Platz bietet, sondern auch als kreative Partnerin mit anderen Universitäten und Kulturinstitutionen im In- und Ausland und der freien Szene zusammenarbeitet: Während der Ars Electronica bot ihr Campus heuer insgesamt 42 Partnerunis aus aller Welt in Sachen Medientechnologie und Künstlicher Intelligenz eine Plattform; dazu gibt es viele Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen – sei es in Form von künstlerischen Wettbewerben oder auch in den Bereichen Produkt- oder Konzeptentwicklung und Design. Die jüngste Zusammenarbeit mit der Johannes Kepler Universität hat wiederum zum Ziel, in Form von gemeinsamen Diskussionsformaten im Kepler Salon der zunehmenden Wissenschaftsskepsis in der Bevölkerung entgegenzuwirken. Ebenso gehören zu unseren gesellschaftlichen Aufträgen die Pädagog/innenbildung sowie die Herausforderungen rund um die Nachhaltigkeit: Dies betrifft Werkzeuge und Materialen wie alle Schaffensprozesse, von der Modeindustrie, der Kreislaufwirtschaft über das nachhaltige Bauen und die Baukultur bis hin zum Industriedesign und zur Kreativen Robotik.“
Michael Rabl, Hochschulpräsident und Geschäftsführer der FH OÖ: „Die FH Oberösterreich sieht die Third Mission als zentrale Aufgabe, um über Forschung und Lehre hinaus einen direkten gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Konkret setzen wir auf Projekte mit regionalem Bezug, die enge Zusammenarbeit mit Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen sowie auf Initiativen, die wissenschaftliche Erkenntnisse für die breite Bevölkerung zugänglich machen. Insbesondere die Fakultät für Medizintechnik und angewandte Sozialwissenschaften in Linz widmet sich ausschließlich der Mitgestaltung unserer Gesellschaft von Morgen. Darüber hinaus stärkt transparente und praxisnahe Forschung das Vertrauen in wissenschaftliche Erkenntnisse und hilft, Wissenschaftsskepsis abzubauen Durch den engen Austausch mit regionalen Partnern und Betrieben fördern wir den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Projekte, die konkrete Probleme der Bevölkerung adressieren, sowie offene Kommunikationsformate, wie Lange Nacht der Forschung oder wissenschaftliche Veranstaltungen, tragen dazu bei, die Bedeutung von Forschung sichtbar zu machen.“