Versorgungssicherheit und nachhaltige Mobilität stehen im Fokus vier neuer Forschungsprojekte am FH OÖ Campus Steyr
Am Logistikum der FH Oberösterreich in Steyr wurden jüngst vier zukunftsweisende, mehrjährige Forschungsprojekte mit einem Projektvolumen von 3,36 Mio. Euro genehmigt. Neue Forschungsprojekte im Bereich Supply Chain Management sollen Lieferketten sichern, auch wenn überraschend Grenzen schließen oder das Wetter verrücktspielt. Und das „MobiLab 2.0“ geht aufgrund seines Erfolgs rund um nachhaltige Mobilitätslösungen in die zweite Runde.
Versorgungssicherheit, Resilienz in Krisensituationen und nachhaltige Mobilität & Logistik haben oberste Priorität in den vier neuen, von der FFG geförderten, Projekten. Durch die praxisnahe Forschung profitieren Wirtschaft, Gesellschaft und Politik direkt von den innovativen und anwendungsorientierten Lösungsansätzen. „Die Kombination aus der Zufriedenheit der Stakeholder mit Vorprojekten, unsere Aktivitäten im Bund wie zum Beispiel im staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagement und die qualitativ hochwertige Forschungsleistung sowie das große Engagement unserer Forscherinnen und Forscher hat zuletzt dazu geführt, dass vier große FFG-Projekte genehmigt wurden“, sind sich Johann Kastner, Vizepräsident für Forschung & Entwicklung der FH OÖ und Franz Staberhofer, Leiter des Center of Excellence Logistik, einig.
Damit Toilettenpapier, Germ und Toastbrot nicht knapp werden
„Unterbrochene Lieferketten – Beispiel Toilettenpapier, Germ, Toastbrot – sind in Zeiten von Covid und Lockdown in aller Munde. Logistik ist vom unbeachteten Neben- zum Vorstandsthema geworden. Problematisch ist, dass nur wenige Unternehmen bereits in die notwendigen Fähigkeiten und Technologien investiert haben. Es freut uns, dass wir am Logistikum der FH OÖ in Steyr mit unserer Forschung in Krisenzeiten nun durch die Bewertung von Risiken in Lieferketten nahezu in Echtzeit einen direkten Beitrag zur Sicherstellung der Lieferketten auf nationaler Ebene leisten können. Informationshoheit gibt Sicherheit“, beschreibt Markus Gerschberger, Leiter des Kompetenzbereich Supply Chain Management die hohe Relevanz der Thematik. Im Bereich der Forschung zu Wertschöpfungsketten wird künftig an drei neuen Projekten gearbeitet.
Projektleiterin Melanie Hinterplattner, die 2021 an der Georgia Southern Universität in den USA promovierte, wird mit ihrem Team im zweijährigen Projekt „SYRI – Systemisches Risikomanagement und Resilienzplanung für die österreichische Lebensmittel-Versorgungssicherheit“ ein Ausfalls-Risikomonitoring entwickeln. Dieses soll die tatsächlichen Warenströme auf Einzelproduktebene entlang der miteinander verflochtenen Wertschöpfungsketten detailliert abbilden und diese in Echtzeit auf einem Dashboard visualisieren. Als besonders herausfordernd stellt sich die Voraussicht von weiter entfernt in der Supply Chain auftretenden Störungen heraus (Ausfall von Firmen bedingt durch Grenzschließungen, Infektionsgeschehen bei Mitarbeiter*innen, etc.), die in Form von Domino-Effekten auftreten und die Versorgungssicherheit beeinträchtigen.
Die Resilienz in Krisensituationen zu stärken, ist das Forschungsanliegen von Michael Herburger, Projektleiter der beiden neuen Projekte: „ReaGtSion – Resilienzbedarfsermittlung von Gütern und Services österreichischer Schlüsselindustrien“ und „LogResDat – Logistik- und Resilienz- Datenkreise“. Neben kritischer Infrastruktur soll der Blick verstärkt auf Schlüsselindustrien gerichtet werden, also auf Zulieferer von wichtigen Vor- oder Zwischenprodukten, Unterstützungsleistungen oder Know-how-Träger. Dadurch ergibt sich ein Gesamtüberblick auf ein komplexes Wertschöpfungsnetzwerk, der die Resilienz gegenüber zukünftigen Krisen steigern kann. Im zweiten Projekt untersucht Herburger mit seinem Team industrielle Datenkreise im Bereich Transport und Logistik. Ein gesamtheitlicher Resilienzansatz mit datenbasierter Entscheidungsunterstützung soll künftig eng abgestimmte und optimierte Logistikprozesse resistenter gegen Störungen wie z.B. extreme Wetterereignisse, Auslastung der Verkehrswege oder nicht vorhersehbare Ereignisse machen.
Klimaschutz durch nachhaltige Mobilität & Verkehrslogistik
Das Mobilitätslabor Oberösterreich zur Entwicklung, Testung und Implementierung neuer Mobilitätslösungen, das seit 2017 von Steyrer Forscher*innen betrieben wird, geht aufgrund seines Erfolgs in die zweite Runde. Unter der Leitung von David Knapp wird das „MobiLab 2.0“ als urbanes Mobilitätslabor betrieben und wirkt als Motor für Innovationsprozesse und -projekte. Mobilitäts- und Logistiklösungen werden im Projekt gemeinsam mit Städten, Gemeinden und Unternehmen entwickelt. Aktuell dringliche Innovationsfelder wie überbetriebliche Mobilitätslösungen, Nachhaltigkeit in der Logistik, ein optimierter Energie- und Ressourceneinsatz bei Fahrzeugflotten oder eine Logistikflächenoptimierung stehen im fünfjährigen Projekt - auch in Hinblick auf die zu erreichenden Klimaziele - ganz oben auf der Liste.