Neues Wasserstoff-Forschungszentrum startet in Wels
Wasserstoff zählt zu den Schlüsselelementen für die Energie- und Mobilitätszukunft. Mithilfe von Brennstoffzellen kann Wasserstoff Elektromotoren antreiben, Energie speichern und Häuser hei-zen. Das molekulare Gas mit der chemischen Formel H2 ist im Wasser gebunden und steckt somit in fast jeder organischen Verbindung.
Experten sind sich sicher, dass der Ausbau von grünem Wasserstoff dazu beitragen wird, die von der EU beschlossene Klimaneutralität zu erreichen. Aktuell herrscht noch ein großer Informationsmangel zum Energieträger Wasserstoff und seinen Technologien. Deshalb braucht es Forschung und Entwicklung, um den Ausbau von H2-Technologien voranzutreiben.
Neues Wasserstoff-Forschungszentrum
Die Stadt Wels hat mit der Fakultät für Technik und Angewandte Naturwissenschaften der Fachhochschule Oberösterreich ausgezeichnete Voraussetzungen, die oberösterreichische Industrie bei der Umsetzung zu unterstützen und eine treibende Rolle in der H2-Forschung zu spielen.
Das neue Wasserstoff-Forschungszentrum wird zum Teil in den Räumlichkeiten der Fachhochschule Oberösterreich Campus Wels – die gleichzeitig Trägerin des neuen Forschungszentrums sein wird – untergebracht.
Den Kern des neuen H2-Forschungszentrums bildet eine rund 600 Quadratmeter große, multifunktionale H2-Forschungs- und Testanlage mit modernster Laborausstattung. Der inhaltliche Fokus liegt auf treibhausgas(THG)-intensiven Branchen, wie Papier und Druck, chemische und pharmazeutische Erzeugung, Metallerzeugung und -bearbeitung sowie Verarbeitung mineralischer Rohstoffe.
Außerdem sollen Firmen und Institutionen aller Art dabei unterstützt werden, klimaneutrale Gase – wie grünes H2 – einzusetzen oder Komponenten dafür zu entwickeln. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Analyse von Werkstoffen und Komponenten zur Speicherung, Messung und zum Transport von H2 und anderen Gasen.
Geplant ist unter anderem eine systemische Forschungsanlage für Strom, Wärme, Stoffe und Sektorkopplung mit bis zu 500 Kilowatt elektrischer beziehungsweise Wärmeleistung. Diese besteht aus vier unterschiedlichen Testständen, die für unterschiedliche Anwendungsfelder eingesetzt werden:
CO2-intensive Industrieprozesse, wie z.B. Zementherstellung oder Gas- und H2-Brenner
H2-relevante Komponenten, wie Sensoren, Ventile oder Brennstoffzellensysteme, und Werkstoffe, insbesondere Metalle und Kunststoffen (Verschleiß, Versprödung, Dichtheit)
Energiespeicherung mit H2
H2-Prozesse und Systeme
Die FH OÖ forscht am Campus Wels bereits seit einigen Jahren an der Weiterentwicklung von grünen Wasserstoff-Technologien. So haben Studenten ein Liegerad mit einem Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb entwickelt, ein System mit großem Zukunftspotenzial. Ebenso wurde an einem neuen Verdichter für Wasserstoff gearbeitet, bei dem Verdichtung und Speicherung gleichzeitig ablaufen. Seit Oktober 2022 ist zudem eine eigene Professorin für Wasserstofftechnologie am Campus Wels tätig.
Studenten der Fachhochschule können künftig nicht nur im neuen Forschungszentrum mitarbeiten, sondern dort auch Praktika absolvieren oder Diplomarbeiten zum Thema Wasserstoff verfassen. Insgesamt bietet die FH OÖ sieben Energie-Studiengänge an:
Angewandte Energietechnik (Bachelor und Master)
ElectricalEngineering (Bachelor und Master)
Sustainable Energy Systems (Master)
Energieinformatik (Master in Hagenberg)
Sustainable Solutions (Bachelor ab Herbst 2023)
Startschuss im Herbst 2023
Insgesamt werden von 2023 bis 2025 sechs Mio. Euro in die Infrastruktur und den Aufbau investiert. Die Stadt Wels beteiligt sich an den Kosten. Ein Teil des Wasserstoff-Forschungszentrums kann damit bereits im Herbst 2023 in Betrieb genommen werden. Ab 2024 sollen kooperative Forschungsprojekte der FH OÖ Wels mit externen Forschungseinrichtungen und Firmen durchgeführt werden.
Gerade für die Bereiche Industrie, Mobilität, Antriebssysteme und Energiespeicherung wird der Einsatz von Wasserstoff künftig von großer Bedeutung sein. Ziel ist es deshalb, mit dem neuen Wasserstoff-Forschungszentrum Unternehmen und Forschungseinrichtungen beim Einsatz von grünem Wasserstoff zu unterstützen.
Hinsichtlich der aktuellen Entwicklung am Energiesektor wird es immer wichtiger, Abhängigkeiten von anderen Ländern – wie China oder Russland – zu reduzieren und sich selbst am Weltmarkt zu positionieren.
Im Bereich Wasserstoff-Technologie wird bereits an verschiedenen Universitäten und in zahlreichen Unternehmen Österreichs geforscht. Bislang gab es allerdings nur ein einziges österreichisches Wasserstoff-Forschungszentrum in Graz. Mit Wels kommt nun ein zweites hinzu.
Bürgermeister Dr. Andreas Rabl: „Das neue Wasserstoff-Forschungszentrum in Wels ist ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung unserer Stadt. Es wertet nicht nur unser Angebot weiter enorm auf, sondern stärkt unsere Position als Forschungs- und Entwicklungs-Standort.“
Stadtrat Dr. Martin Oberndorfer (Wirtschaft und Wissen): „Wels soll ein Zentrum der Wasserstoffforschung werden! Im Herzen der Stadt werden internationale Wissenschaftler, Studierende und Unternehmen Hand in Hand die Entwicklung dieser Zukunftstechnologie vorantreiben. Ein großartiger Erfolg für den Wirtschafts- und Technologiestandort Wels, der dank der engen Kooperation des Landes OÖ, der Stadt Wels und der FH OÖ möglich wird.“
FH-Prof. Dr. Johann Kastner (Vizepräsident FH Oberösterreich): „Wir freuen uns, dass das neue Forschungszentrum an die FH OÖ Wels geholt werden konnte. Damit können wir unsere Kompetenz im Bereich nachhaltige Energietechnik weiter festigen und auf unsere Forschungs-Expertisen aufbauen.“