Internationale Experten diskutieren die Zukunft der User Experience
Zum 16. Mal lud die FH OÖ Campus Steyr in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Neuro-Informationssysteme zur internationalen Konferenz „NeuroIS Retreat“ ein. Die Konferenz zog renommierte Wissenschaftler*innen und Expert*innen aus der ganzen Welt an, um die neuesten Erkenntnisse an der Schnittstelle von Informationssystem-Forschung und Neurowissenschaften zu präsentieren.
„Der NeuroIS Retreat 2024 bot eine einzigartige Plattform für den Austausch neuester Forschungsergebnisse. Durch die Berücksichtigung der menschlichen Kognition und Emotion können zukünftig benutzerfreundlichere und effektivere digitale Technologien entwickelt werden“, freut sich Dr. René Riedl, Professor am Digital Business Institut der FH OÖ Campus Steyr, der gemeinsam mit Dr. Fred D. Davis, Professor an der Texas Tech Universität, die Konferenz zu einem jährlichen internationalen Top-Event entwickelt hat. Und Riedl weiter: „Mit der diesjährigen Tagung leisten wir einen wesentlichen Beitrag zum wirksamen und verantwortungsvollen Umgang mit KI-basierten Systemen, insbesondere auf der Basis eines besseren Verständnisses der neurophysiologischen Prozesse, die bei Benutzer*innen solcher Systeme ablaufen.“
Wie beeinflussen Smartphones und Computer unser Gehirn?
Die zentrale Frage der diesjährigen Konferenz lautete: Welche neurophysiologischen Wirkungen gehen von der Verwendung digitaler Technologien aus? Das Ziel ist es, durch ein tieferes Verständnis der neurophysiologischen Prozesse und Mechanismen hinter der menschlichen Wahrnehmung und Reaktion auf Informationssysteme die Benutzererfahrung zu optimieren. Unternehmen können durch diese Erkenntnisse intuitivere Benutzerschnittstellen entwickeln, die das Engagement, die Zufriedenheit und die Produktivität der Benutzer steigern.
Methodische Vielfalt, spannende Vorträge
Die auf der Konferenz präsentierten Methoden reichten von funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) und Elektroenzephalographie (EEG) bis hin zu Messungen der Aktivität des autonomen Nervensystems wie Herzratenvariabilität, Blutdruck und Hormonmessungen.
Ein besonderes Highlight war die Keynote von Prof. Dr.-Ing. Tanja Schultz, Professorin für Kognitive Systeme an der Universität Bremen. In ihrem Vortrag „Biosignal-adaptive Cognitive Systems“ erläuterte sie, wie technische kognitive Systeme durch die Interpretation von Biosignalen automatisch auf menschliche Bedürfnisse reagieren und so ein tieferes Verständnis menschlicher Aktivitäten ermöglichen.
Ein weiterer Höhepunkt war der Vortrag von Prof. Dr. Lucas P.J.J. Noldus, Geschäftsführer von Noldus Information Technology BV und Professor an der Radboud Universität in den Niederlanden. Er sprach über „The European AI Act: Challenges and Opportunities for Developers and Users of Affective Systems“ und diskutierte die Auswirkungen des europäischen AI Acts auf die verantwortungsvolle Nutzung von KI und die möglichen Einschränkungen für Technologien zur Emotionserkennung.
Wie können wir unser Verständnis von Kundenverhalten revolutionieren – am Beispiel von Online-Buchungsplattformen
Auch Forscher*innen des Digital Business Institutes der FH OÖ Campus Steyr präsentierten ihre neuesten Forschungsergebnisse. Fabian J. Stangl, BA MSc, stellte drei Literaturanalysen vor, die wissenschaftliche Publikationen über angewandte neurophysiologische Methoden in der Unterbrechungsforschung dokumentieren. Prof. Dr. Andreas Auinger zeigte in Zusammenarbeit mit der FH Wiener Neustadt, dass neurophysiologische Messungen wie Hautleitfähigkeit und Eye-Tracking in Kombination mit quantitativen Analysen einen positiven Zusammenhang zwischen physiologischer Reaktion und der Wichtigkeit von Hotelmerkmalen wie Bewertungen, Sternekategorie und Lage zum Stadtzentrum aufzeigen. Diese Erkenntnisse können zur Optimierung von Online-Buchungsplattformen durch ein besseres Verständnis des Konsumentenverhaltens beitragen.
Über den Kongress
Der NeuroIS Retreat wurde 2009 von Dr. René Riedl, Professor am Digital Business Institut der FH OÖ Campus Steyr, und Dr. Fred D. Davis, Professor an der Texas Tech Universität, initiiert und hat sich seither zu einem internationalen Top-Event entwickelt.