Franz Staberhofer: Logistik-Experte der FH OÖ über den neuen Lieferkettenmonitor
„Lieferketten im Krisenmodus – Wie können Unternehmen sich besser absichern?“
Franz Staberhofer, einer der führenden Logistikexperten Österreichs, ist Obmann des Vereins Netzwerk Logistik (VNL), Leiter des Logistikums der FH OÖ Campus Steyr sowie Vizedekan und Studiengangsleiter des Masterstudiums Supply Chain Management.
Franz Staberhofer, einer der führenden Logistikexperten Österreichs, ist Obmann des Vereins Netzwerk Logistik (VNL), Leiter des Logistikums der FH OÖ Campus Steyr sowie Vizedekan und Studiengangsleiter des Masterstudiums Supply Chain Management. Bildquelle: FH OÖ
In diesen Funktionen vereint er akademische Forschung, praxisnahe Innovation und wirtschaftliche Vernetzung im Bereich der Logistik. Im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierte er gemeinsam mit Landesrat Achleitner und Harald Nitschinger von Prewave den neuen VNL-Lieferkettenmonitor, ein KI-gestütztes Tool, das Unternehmen eine gezielte Einschätzung ihrer Lieferantenrisiken ermöglicht. Dieses Instrument soll insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) unterstützen, deren Ressourcen für umfassende Risikoanalysen oft begrenzt sind. Der Monitor basiert auf einer vom Start-up Prewave entwickelten Technologie, die über 200 Risikotypen analysiert und daraus einen transparenten Risiko-Score erstellt.
Von globalen Trends zur individuellen Analyse
Der neue Lieferkettenmonitor stellt eine bedeutende Erweiterung des Austrian Supply Chain Pressure Index (ASCPI) dar, der vom Lieferketten-Forschungsinstitut ASCII entwickelt wurde. Während der ASCPI den generellen Status globaler Lieferketten bewertet, bricht das neue Tool diese Informationen auf konkrete Lieferbetriebe herunter und ermöglicht Unternehmen eine gezieltere Risikoanalyse.
Wie dieses neue Instrument Unternehmen hilft, erklärt Franz Staberhofer im Interview.
Herr Staberhofer, was sind die größten Herausforderungen, mit denen Unternehmen derzeit in ihren Lieferketten konfrontiert sind?
Franz Staberhofer: Globale Lieferketten sind fragiler denn je. Wir sehen immer wieder Unterbrechungen durch geopolitische Krisen, Naturkatastrophen oder Handelsbeschränkungen. Zusätzlich steigen die regulatorischen Anforderungen, etwa durch das deutsche Lieferkettengesetz oder die EU-Entwaldungsverordnung. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) ist es eine Herausforderung, all diese Faktoren im Blick zu behalten und rechtzeitig auf Risiken zu reagieren.
Wie hilft der VNL-Lieferkettenmonitor Unternehmen konkret?
Franz Staberhofer: Der Monitor ist ein innovatives Tool, das Unternehmen einen datengestützten, KI-basierten Überblick über ihre Lieferantenrisiken bietet. Dank der Zusammenarbeit mit Prewave können wir über 200 Risikotypen analysieren – von finanziellen Schwierigkeiten über Nachhaltigkeitsprobleme bis hin zu geopolitischen Risiken. Die Ergebnisse werden in einem umfassenden Risikobericht zusammengefasst, der Unternehmen hilft, Frühwarnsignale zu erkennen und proaktiv zu handeln.
Was unterscheidet den VNL-Lieferkettenmonitor von anderen Lösungen am Markt?
Franz Staberhofer: Viele Unternehmen haben bereits erste Maßnahmen zur Risikobewertung, aber oft sind diese zeitaufwendig und teuer. Unser Monitor hingegen ist schnell, effizient und speziell auf die Bedürfnisse von KMUs zugeschnitten. Er erfüllt nicht nur die Compliance-Anforderungen, sondern bietet durch eine interaktive Kartenfunktion auch transparente, visuelle Analysen der globalen Beschaffungsmärkte. Zudem profitieren VNL-Mitglieder von exklusiven Sonderkonditionen.
Inwiefern ist dieses Projekt mit der Forschung an der FH OÖ Campus Steyr verknüpft?
Franz Staberhofer: Die FH OÖ und insbesondere das Logistikum in Steyr haben eine lange Tradition in der angewandten Logistikforschung. Unser Ziel ist es, Wissenschaft und Praxis zu verbinden. Das Projekt zeigt, wie Erkenntnisse aus der Forschung – etwa zur Resilienz von Lieferketten oder zur Nutzung von KI im Supply Chain Management – direkt in nutzbare Werkzeuge für Unternehmen einfließen können. Unsere Studierenden profitieren ebenfalls, da sie mit den neuesten Technologien und Methoden arbeiten und sich auf reale Herausforderungen vorbereiten.
Wie sehen Sie die Zukunft des Lieferkettenmanagements?
Franz Staberhofer: Wir bewegen uns in Richtung einer immer stärker digitalisierten und datengetriebenen Logistik. Unternehmen werden zunehmend auf künstliche Intelligenz, Automatisierung und Echtzeit-Analysen setzen, um Risiken vorherzusehen und zu minimieren. Gleichzeitig wird Nachhaltigkeit eine noch größere Rolle spielen – das bedeutet, dass Unternehmen nicht nur wirtschaftliche, sondern auch ökologische und soziale Faktoren in ihre Lieferkettenstrategien integrieren müssen. Der VNL-Lieferkettenmonitor ist ein erster wichtiger Schritt, um Unternehmen für diese Zukunft zu wappnen.
Wo können sich interessierte Unternehmen weiter informieren?
Franz Staberhofer: Unternehmen, die mehr über den VNL-Lieferkettenmonitor erfahren möchten, können sich direkt beim Verein Netzwerk Logistik (www.vnl.at) informieren oder an unseren Fachveranstaltungen teilnehmen. Zudem bieten wir über die FH OÖ zahlreiche Ausbildungsangebote im Bereich Supply Chain Management an, um Unternehmen bestmöglich auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten.