Forscher der FH OÖ am Campus Hagenberg liefern die Basis für Softwareentwickler
Krankenhäuser: Besser versorgt mit digitaler Unterstützung
Christoph Praschl, Projektleiter und Assistenzprofessor an der FH Oberösterreich Campus Hagenberg. Bildquelle: FH OÖ
Medizinisches Wissen wächst und verändert sich rasant. Dadurch werden die Behandlungsmethoden und die Versorgung der Patienten komplexer. Ärzte und medizinisches Fachpersonal bei den steigenden Herausforderungen zu unterstützen, ist Ziel einer Forschungskooperation der FH Oberösterreich in Hagenberg und der Treetop Medical GmbH.
(Hagenberg, 16. Juni 2025). Kommt ein Patient oder eine Patientin mit akutem Brustschmerz in die Notfallambulanz, ist schnelle Expertise gefragt: Handelt es sich um einen Herzinfarkt, eine Lungenembolie oder um ein anderes, vielleicht weniger bedrohliches und zeitlich drängendes medizinisches Problem? Ärzte und Ärztinnen orientieren sich in diesen Fällen an evidenzbasierten regionalen Leitlinien, die jedes Krankenhaus möglichst gut in die lokalen Abläufe integrieren muss. So können die richtigen Prognosen gestellt und die Patienten und Patientinnen bestmöglich versorgt werden.
„Aus Sicht der Informatik sind diese Leitlinien oder lokalen Standard Operating Procedures (SOPs) nicht strukturiert. Es gibt nur Texte, die der Arzt oder das Stationspersonal schreibt, ein Computer braucht aber klare Instruktionen, um dieses Wissen auch digital verfügbar zu machen“, sagt Christoph Praschl vom FH OÖ Campus Hagenberg. Als Projektleiter in der Forschungsgruppe AIST (Advanced Information Systems and Technology) betreut er ein gemeinsames Forschungsprojekt mit der Firma Treetop Medical, um dieses Problem zu lösen.
Daten sind in guten Händen
„In einer ersten Phase ging es darum, eine Lösung zu entwickeln, mit der Leitlinien und SOPs künftig strukturiert erstellt und als digitale Patientenpfade modelliert werden können“, so Dr. Michael Roiss, Arzt und Gründer von Treetop Medical. In einem zweiten Schritt wird auch die Patientenhistorie (z.B. Patientenbriefe oder Laborbefunde) entsprechend aufbereitet, um anschließend den Weg des Patienten durch das Krankenhaus mit dem digitalen Behandlungspfad vergleichen zu können. Die Forschenden verwenden dazu Large Language Modelle, wie man sie von ChatGPT kennt. „Allerdings arbeiten wir nur mit Modellen, die den höchsten Datenschutzbestimmungen gerecht werden, damit diese sensiblen Daten entsprechend geschützt sind“, so Christoph Praschl. Darüber hinaus aber auch, um den Bestimmungen der Datenschutzgrundverordnung und dem EU AI Act zu entsprechen.
Durch den Abgleich wird es für Ärzte und Ärztinnen einfacher, in der Praxis diesen digitalen Behandlungspfaden zu folgen. Christoph Praschl konkretisiert das am Thema Brustschmerz: „Kommt jemand mit diesem Symptom ins Krankenhaus, wird ihm zur Abklärung Blut abgenommen. In der Praxis werden dabei oft gleichzeitig sehr viele Parameter ausgelesen. Die Frage ist nun: Bringt das was oder reicht es, nur bestimmte Werte zu checken? Wenn wir hier über den Abgleich zu klaren Ergebnissen kommen, könnte man die Leitlinien und Behandlungspfade entsprechend der Praxis optimieren.“
Zusammenarbeit mit renommierten Kliniken Die Initiative zur der auf drei Jahre ausgelegten Forschungskooperation ging von der Treetop Medical GmbH aus. Die von Ärzten gegründete Firma mit Hauptsitz in Wien hat sich auf die Entwicklung von Software zur wissensbasierten Prozessunterstützung im medizinischen Bereich spezialisiert. Michael Roiss sagt dazu: „Die Kombination von Fachwissen und technischer Expertise zeichnet uns aus. Mit der FH OÖ Campus Hagenberg haben wir den idealen Forschungspartner für unser Anliegen gefunden.“
Neben der MedUni Wien als Projektpartner konnten mit dem Tumorzentrum Oberösterreich, dem Universitätsspital Zürich und mehreren Kliniken in Deutschland und der Schweiz renommierte Pilotkunden gewonnen werden. Dieses Projekt wird aus Mitteln der FFG gefördert (www.ffg.at).
„In Krankenhäusern ist sehr viel Wissen vorhanden, das nicht optimal in die Patientenversorgung integriert werden kann. Daher hoffen wir, mit unserer Forschungsarbeit das medizinische Personal bei wichtigen Entscheidungen zu unterstützen“, sagt Christoph Praschl, dessen Projektteam sich derzeit aus zwei hauptberuflichen Mitarbeiterinnen und einem Praktikanten zusammensetzt.
Über die FH Oberösterreich
Mit einem F&E-Gesamtumsatz von 34 Mio. Euro ist die Fachhochschule Oberösterreich die forschungsstärkste Fachhochschule Österreichs und bietet an ihren vier Fakultäten in Hagenberg, Linz, Steyr und Wels ein sehr umfangreiches und zukunftsorientiertes Studienangebot. Auch die Vernetzung mit der heimischen Wirtschaft und Forschung ist stark und intensiv, neben Lehrenden aus diesen Bereichen, wird an den sechs Center of Excellence der FH OÖ an aktuellen und wichtigen Themen wissenschaftlich und industrienah geforscht.
Das interdisziplinäre Team von Treetop Medical setzt sich aus Ärzten und Softwareentwicklern zusammen. Bildquelle: Treetop