EU-Preis für FH OÖ-Forschungsprojekt aus Hagenberg
Online-Shopping und E-Commerce stellen Kund*innen wie Behörden vor neue Herausforderungen, was ein Erkennen von Sicherheitsrisiken bei Produkten betrifft. Ein Forschungsprojekt der FH Oberösterreich Campus Hagenberg mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit, das Künstliche Intelligenz nutzt, um diese zu identifizieren, sammeln und öffentlich zugänglich zu machen, wurde nun mit dem EU Safety Award ausgezeichnet.
„Der Online-Handel stellt auch eine neue Quelle für Produktinformationen dar. Eine Vielzahl von Online-Kund*innen geben Produktbewertungen ab, die Rückmeldungen zu Sicherheitsbedenken wie Produktgefahren, fehlende Informationen oder Verbesserungsvorschläge enthalten können. Und genau diese können künftigen Käufer*innen helfen, wenn man die Infos kontrolliert, rasch zugänglich macht – was mit Hilfe von KI gut möglich ist“, sagt Dr. Andreas Stöckl, Leiter des Gewinner-Projekts von der FH OÖ Fakultät für Informatik, Kommunikation und Medien in Hagenberg.
Diese Idee hat sein Team im Rahmen des Forschungsprojekts namens „Hazardous product detection based on online customer reviews using large language models“ in die Tat umgesetzt. Die Forscher*innen haben eine über eine Webapplikation Behörden zugängliche Software erstellt, die automatisch Bewertungen aus Onlineshoppingportalen in eine Datenbank herunterlädt und Techniken der natürlichen Sprachverarbeitung einsetzt, um diese Daten schnell und effizient zu analysieren. Konkret wurde das künstliche Intelligenz-Sprachmodell OpenAI GPT angewendet, um Sicherheitsrisiken zu identifizieren und die Probleme aufzuzeigen.
„Sprachmodelle wie GPT lassen sich gut zur Identifikation und Zusammenfassung von Sicherheitsrisiken in den Rezensionen nutzen“, erklärt Stöckl und sagt weiter: „Um die Problembereiche dann zu clustern und gemeinsame Themen innerhalb der Daten zu identifizieren, nutzen wir fortschrittliche Techniken des maschinellen Lernens.“
Überprüft wurde die Funktionstüchtigkeit der Software im Rahmen einer Studie, in der sie auf eines der großen Online-Shopping-Portale angewandt wurde. Das hat auch die Europäische Kommission überzeugt, die das Projekt nun mit dem EU Safety Award auszeichnete.
Stöckl durfte für sein Team, dem Anna Maschek von der FH OÖ sowie Robert Bauer and Johanna Trauner-Karner vom Kuratorium für Verkehrssicherheit angehören, den Preis am 11. Dezember in Brüssel bei einer Award Ceremony von EU-Justizkommissar Didier Reynders entgegennehmen.
„Eine schöne Anerkennung für ein forderndes Projekt“, freut sich Andreas Stöckl, „denn die riesigen Mengen an Online-Kundenbewertungen effektiv zu verarbeiten und zu analysieren ist eine große Herausforderung. Aber mit den großen Fortschritten in der Verarbeitung natürlicher Sprache und im Bereich der Webcrawling-Technologien konnten wir ein neues Level an Genauigkeit und Effizienz in der Analyse erreichen.“
Diese Analyse ist über ein Dashboard zugänglich, in dem die wichtigsten Qualitäts-, Funktions- und Designprobleme von Produkten hervorgehoben werden. Auch der zeitliche Verlauf und die Verteilung der Bewertungen lassen sich anzeigen, und spezifische Produkte sowie Bewertungen können innerhalb jedes Problembereichs aufgelistet werden.
Kein Wunder also, dass die Jury des EU Safety Awards die Auszeichnung für das Projekt der FH OÖ-Fakultät Hagenberg und des Kuratoriums für Verkehrssicherheit mit folgenden Worten begründet hat: „Die zur Analyse von Online-Beschwerden von Verbrauchern entwickelten Rahmenwerke sind sowohl für Unternehmen als auch für Behörden von praktischem Nutzen. Sie sind ein nützliches Instrument für Unternehmen, um die Sicherheit ihrer Produkte zu überwachen und in Zukunft sicherere Konstruktionen vorzusehen. Außerdem können sie den politischen Entscheidungsträgern dabei helfen, bei der Überwachung und Durchsetzung von Vorschriften Prioritäten zu setzen und proaktivere Maßnahmen zu ergreifen.“