Das war die Auftaktveranstaltung zum neuen Wasserstoff-Forschungszentrum am Campus Wels
„Ein Freudentag für die Energiewende mit einem guten Projekt, das helfen wird, Oberösterreich dort zu halten, wo es hingehört – nämlich ganz vorne.“ So eröffnete Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner die Wasserstoff-Community am 15. November in der Aula der FH OÖ Wels.
Etwa 200 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Forschung – zum großen Teil Kooperationspartner*innen des neuen Zentrums – haben den Vorträgen und Diskussionen zu Themen wie Brennstoffzellen, Verfahrenstechnik sowie Speicherung und Nutzung von Wasserstoff (H2) gelauscht und sich bei Seminaren und gemeinsamen Pausen vernetzt, um weitere Projekte und Kooperationen zu vereinbaren.
Hochkarätige Fachtagung
Bei der Fachtagung zum Auftakt des Forschungszentrums haben Referent*innen von namhaften Unternehmen und Forschungseinrichtungen wie Bosch, AVL, LAT Nitrogen, Plastic Omnium New Energies, Gas Connect, K1-Met Forschungszentrum, HyCentA oder dem Energieinstitut an der JKU einen großen thematischen Bogen gespannt von der Erzeugung und dem Transport über die industrielle und thermische Nutzung bis hin zur Mobilität: Klaus Fronius, Pionier und erklärter Fan der Wasserstofftechnologien, bot einen historischen Überblick zur Entstehung von Industrietechnologien von der Dampfmaschine über Verbrennermotoren bis hin zum Wasserstoff: „Technologien brauchen Zeit, um Fuß zu fassen. Wasserstoff muss erst unter Beweis stellen, dass er sowohl ökologisch als auch ökonomisch den bisherigen Technologien überlegen ist. Erst wenn die Wirtschaftlichkeit mit der Machbarkeit gleichzieht, ist Wasserstoff konkurrenzfähig.“
Ein wesentlicher Faktor auf dem Weg dorthin wird der effiziente Transport und kostengünstige Import von Wasserstoff sein, berichtete Erich Lugbauer, CTO der Gas Connect Austria GmbH. „Das bestehende Erdgasleitungsnetz ist ein logischer Kandidat für die Infrastruktur, aber wie kann man den Wasserstoff wieder herausfiltern?“ Auch das Thema Versprödung spielt eine große Rolle, reagiert der Wasserstoff doch stark mit Stahl und Kunststoffen. Nichtsdestotrotz sieht Stefan Stallinger, Vorstand der Energie AG, großes Potenzial: „Grüner Wasserstoff ist ein Problemlöser für die Herausforderung durch die Schwankungen der Erneuerbaren Energien. Wir freuen uns, dass mit diesem gemeinsamen Projekt Know-how aufgebaut werden kann.“
Zugkraft für junge Talente
Profitieren werden von den Investitionen nicht zuletzt auch die Studierenden der FH OÖ: Bereits jetzt bietet die FH OÖ sieben Energie-Studiengänge an, ab Herbst 2024 startet in Wels eine englischsprachige Vertiefung zum Thema „Hydrogen and Battery Systems“ mit 20 Studienplätzen. Die Studierenden können künftig im neuen Forschungszentrum mitarbeiten und dort auch Praktika absolvieren oder Abschlussarbeiten zum Thema Wasserstoff verfassen. „Viele sprechen mich schon jetzt an, wie sie beim neuen Zentrum mitmachen können“, berichtet die Projektleiterin Christina Toigo. „Das Thema hat eine enorme Zugkraft für junge Talente.“
Neue Antriebe und industrielle Anwendungen
Auch in Industrie und Mobilität forschen viele derzeit viele Unternehmen an der Anwendung von Wasserstoff. Einige davon präsentierten bei der Fachtagung den aktuellen Stand ihrer Forschung und Entwicklung, von Green Steel über H2 in der Zementerzeugung bis hin zu Brennstoffzellen in der Logistik und Automobilbranche: „Um die geplanten CO2-Reduktionen in Zukunft zu erreichen, muss die Entwicklung der Komponenten bereits jetzt stattfinden“, wies Michael Kordon vom AVL List GmbH Techcenter in Steyr auf die Notwendigkeit von angewandter Forschung hin. „Mit Wasserstoff tauchen hunderte neue Fragestellungen auf, da braucht es die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Forschung“, sagte Christian Ganser, Leiter des Bosch Engineering Center Linz.
Robert Schlesinger von LAT Nitrogen (bisher Borealis) schilderte den Umstieg von grauem (also mithilfe von Erdgas produziertem) zu grünem (also aus erneuerbarer Energie) Wasserstoff: Im Rahmen des Projekts GrAmLi (Green Ammonia Linz), das ab 2027 im Chemiepark Linz in Betrieb geht, wird Ammoniak und damit Düngemittel nachhaltig erzeugt. „Das wird für uns ein großer Schritt“, sagte er.
Einladung zur Kooperation
Zahlreiche Forschungseinrichtungen vom Energieinstitut an der JKU über HyCentA in Graz bis zu WIVA P&G berichteten über aktuelle Projekte und Modellversuche. Gemeinsam mit der Standortagentur Business Upper Austria und den Vertreter*innen der FH OÖ luden sie die Unternehmen zur Zusammenarbeit und Vernetzung ein. Denn neben dem fachlichen Austausch wurde die Auftaktveranstaltung beim gemeinsamen Mittagessen und in Seminaren auch dafür genutzt, um gemeinsame Projekte und Kooperationen zu initiieren.