Komplexer, anspruchsvoller, mehr Informatik-Wissen. Lisa-Maria Putz-Egger vom Logistikum der FH OÖ am Campus Steyr untersuchte mit ihrem Team im Auftrag des AMS OÖ, welche Kompetenzen von Logistiker*innen in Zukunft gefordert werden und welche entsprechenden Ausbildungsmaßnahmen dafür erforderlich sind. Um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, sollten Weiterbildungsmaßnahmen in Unternehmen verstärkt auf gering qualifizierte Mitarbeiter*innen ausgerichtet werden.
„Die voranschreitende Digitalisierung und Automatisierung ist wie in vielen anderen Bereichen natürlich auch für das Logistikpersonal ein entscheidender Treiber und sollte in der Aus- und Weiterbildung stärker berücksichtigt werden“, resümiert die Studienautorin Putz-Egger. Und weiter: „Aufgabenstellungen in einer digitalen Umgebung zu lösen, wird zu einer Grundkompetenz. Der IT-Bereich wird in Zukunft eine größere Rolle spielen. Fachinformatiker*innen für Systemintegration, Softwareanwender*innen- und -entwickler*innen und Datenanalyst*innen werden immer wichtiger. Bereits existierende Logistikausbildungen wie zum Beispiel Speditionskaufmann*frau sollten deshalb beträchtlich um IT-Bereich ergänzt oder neue Ausbildungen konzipiert werden. Und obwohl ein Anstieg des Qualifizierungslevels erwartet wird, zeigt bereits eine Studie aus dem Jahr 2017, dass neben Beschäftigungen in relativ hochqualifizierten Bereichen auch viele Jobs in geringqualifizierten Bereichen entstanden sind. Jobs mit mittlerer Qualifikation sind hingegen weggefallen.
Weiterbildung in Unternehmen auf gering Qualifizierte fokussieren
Einerseits werden in den interviewten Betrieben aktuell viele Weiterbildungsmaßnahmen für (junge) Führungskräfte, also höher qualifiziertes Personal, angeboten, andererseits beschränkt sich das Angebot bei Logistikpersonal mit geringem Qualifikationsniveau oft auf Onboarding und Einschulungen. Viele Mitarbeiter*innen in der Logistik haben keine Ausbildung. Weiters sollte festgehalten werden, dass, wenn Fachkräfte für Lagerlogistik in Kleinbetrieben ausgebildet werden, diese nur selten mit Zukunftstechnologien in Berührung kommen.
„Die befragten Unternehmen wünschen sich Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich Data Mining bzw. Data Analytics, Change-Management, Prozessverständnis sowie im Bereich sozialer Kompetenzen. Wichtig ist, dass Ausbildungen sehr praxisorientiert gestaltet werden und ein besonderer Fokus auf die stark betroffene Zielgruppe der gering qualifizierten Mitarbeiter*innen gelegt wird“, so die Studienautorin Lisa-Maria Putz-Egger vom Logistikum der FH OÖ in Steyr.
Methodik
Die Studie wurde vom AMS OÖ beauftragt und beinhaltete eine Literaturrecherche sowie 14 qualitative Interviews um die drei Forschungsfragen (1) Welche Kompetenzen weist qualifiziertes Logistikpersonal aktuell auf (2) Welche Auswirkungen haben Trends (Fokus auf Digitalisierung und Automatisierung) auf die benötigte Kompetenzen des Logistikpersonals bis 2030 und (3) Welche Empfehlungen lassen sich für Qualifizierungsmaßnahmen, Aus- und Weiterbildungen von Logistikpersonal aus den veränderten Kompetenzen mit Fokus bis 2030 ableiten, zu beantworten. Erarbeitet wurde die Studie vom Team Sustainable Transport (Verena Stockhammer, Laura Hörandner, Bianca Borca, Susanne Jankovich und Kerstin Mitterer) unter der Leitung von Lisa-Maria Putz-Egger.