„Armenien ist wie ein Labor für die Soziale Arbeit“
Österreich sei ein Land mit einem sozialen Sicherheitssystem, welches im Wesentlichen fertig gestellt ist und von daher nur permanente Anpassungen, aber keine Neuschöpfung brauche. In Armenien wäre das anders, berichten Manane Petrosyan und Tatevik Karapetyan von der Staatlichen Universität Jerewan im Rahmen der „International Days of Social Work“ an der FH Oberösterreich in Linz. Das mache das Land aber für Studierende der Sozialen Arbeit ebenso wie für Expert*innen zu einem spannenden Labor für soziale Innovationen.
„Wir haben schon eine kleine Tradition in der Sozialen Arbeit aufgebaut, durch Öffentlichkeit und Politik gibt es auch viel Unterstützung, um das Sozialwesen zu entwickeln“, sagen die beiden Wissenschaftler*innen vom Department für Soziale Arbeit der größten Alma Mater der Kaukasusrepublik. Dennoch gelte es für Ausbildung, Forschung und berufliche Praxis nach „best practices“ zu suchen, um vorhandene Leerstellen zu füllen.
Die internationale Zusammenkunft in Linz mit Studierenden und Professor*innen aus vielen Ländern sei dazu eine optimale Gelegenheit. „Noch dazu, wo wir nach den Einschränkungen durch Corona ebenso wie durch politische Krisen in unserer Region wieder richtig Lust auf internationalen Austausch haben“, so Petrosyan euphorisch.
Was den armenischen Fachvertreter*innen am Studium der Sozialen Arbeit an Österreichs Fachhochschulen besonders gefällt? „Eindeutig die Möglichkeiten für die Studierenden, in die Praxis einzutauchen“, unterstreicht Tatevik Karapetyan. Das liege nicht nur an der Praxisorientierung im Studienplan, sondern viel mehr noch am entwickelten Sozialsystem mit seinen vielen Anknüpfungspunkten für Praktika von Studierenden.
Im wissenschaftlichen Teil der Ausbildung könne Armenien jedoch gut mithalten. Nicht nur im Masterstudium, sondern bereits im Bachelor werde viel in das wissenschaftliche Fundament investiert.
Die Zusammenarbeit der FH Oberösterreich und der Staatlichen Universität Jerewan auf dem Gebiet der Sozialen Arbeit startete in der Mitte des vergangenen Jahrzehnts. Neben einem regen Austausch ist daraus auch bereits ein ERASMUS-Kooperationsprojekt entstanden.
International Days führen Armenier und Aseris zusammen
Ein reger Austausch besteht auch zwischen Fachkolleg*innen aus Aserbaidschan und Linz. „Leider gab es zwischen Armenien und Aserbaidschan in jüngster Zeit wieder Krieg. Aber wir Sozialarbeiter*innen sind anders – bei unseren International Days am FH-Campus arbeiten die Kolleg*innen der dortigen Universitäten konstruktiv miteinander an Lösungen für soziale Probleme“, freut sich FH-Prof. Christian Stark, Leiter des Departments Soziale Arbeit der FH Oberösterreich.
Im Rahmen der „International Days of Social Work“ mit heuer rund 90 Teilnehmer*innen aus Europa, Amerika und Asien pflegt das Linzer Department für Soziale Arbeit der FH Oberösterreich regelmäßig seine internationalen Partnerschaften.