Absolventin der FH Oberösterreich macht Erfahrungsschatz der „Best Ager“ für Firmen nutzbar
Die Annahme, ältere Arbeitnehmer*innen möchten ihr Arbeitsleben so schnell wie möglich hinter sich bringen, steht in Frage. Doris Mandel hat für ihre Masterarbeit am Studiengang „Gesundheits-, Sozial- und Public Management“ der FH Oberösterreich in Linz 194 Arbeitnehmerinnen ab 55 Jahren aus oberösterreichischen Betrieben befragt. Das Ergebnis: 39 Prozent können sich vorstellen, auch in der Pension beruflich tätig zu sein, weitere 22 Prozent sind unschlüssig, lehnen das aber zumindest nicht ab. Für die in Personalwesen und Unternehmensberatung erfahrene Mandel Impuls genug, als „Die Mandel“ mit einer Vermittlungsagentur für ältere Fachkräfte an den Start zu gehen.
„Mir geht es nicht um eine Abgrenzung zwischen den Generationen, sondern darum, individuelle Stärken älterer Expert*innen zu nutzen und die Arbeitsfähigkeit über den gesamten Lebenszyklus im Betrieb zu erhalten und zu fördern“, schildert Doris Mandel die Motivation zur Gründung ihrer Agentur. Die Personalpolitik in den Betrieben beschreibt sie als mehrheitlich immer noch „jugendzentriert“. Allerdings setze sich in manchen Firmen wie auch bei öffentlichen Stellen bereits die Erkenntnis durch, dass berufliche Erfahrung ein unverzichtbares Kapital darstelle.
Ihre von Dr. Paul Brandl – der übrigens ebenfalls von seiner Professur an der FH Oberösterreich in die „Aktivpension“ gewechselt ist – betreute Masterarbeit hat ihren Fokus auf dieses noch unterschätzte Arbeitskräftepotential gelenkt.
Geringere Frauenpensionen als „Motivationsfaktor“
Die Vermittlungsarbeit ihrer Agentur werde Frauen und Männer gleichermaßen umfassen, verspricht Mandel. Warum sie sich in der Befragung für ihre Masterarbeit dann nur die weibliche Seite angeschaut hat? Das hänge, so die Agenturgründerin, mit einer nach wie vor bestehenden gesellschaftlichen Schieflage zusammen. So würden Frauen durch Teilzeitarbeit und Betreuungspflichten mehr als 40 Prozent weniger Pension bekommen als Männer. Hinter dem Wunsch nach Weiterarbeit könne daher vielfach durchaus auch ein ökonomischer Zwang stehen.
Alter(n)sgerechte Personalpolitik gefragt
Die neben der großen, ohnehin zum Weitermachen tendierenden, Gruppe noch existierenden 22 Prozent an unschlüssigen Personen, hofft die Masterstudentin und Beraterin durch aktive alterns- und altersgerechte Personal- und Employer-Branding-Maßnahmen zum Weitermachen motivieren zu können. Die „stille Personalreserve" für Oberösterreichs Betriebe ebenso wie für die Vermittlungsagentur von Doris Mandel würde dann stattliche 60 Prozent der angehenden Pensionist*innen betragen.