Abschlussarbeiten mit dem „INNOVATIONaward FH Wels 2023“ zum 20. Mal ausgezeichnet
Neue technische Produkte und Lösungen für die heimische Wirtschaft
Zwölf Absolvent*innen und ein Forschungsassistent des FH OÖ Campus Wels wurden gestern im Stadttheater Greif mit dem „INNOVATIONaward FH Wels 2023“ ausgezeichnet. Der FH-Förderverein Wels prämiert zusammen mit der Fakultät für Technik und Angewandte Naturwissenschaften der FH Oberösterreich bereits zum 20. Mal praxisnahe und innovative Masterarbeiten.
Verliehen wurden die Preise von FH-Fördervereins-Obmann Dr. Clemens Malina-Altzinger, der Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse OÖ Mag. Stefanie Huber, Dr. Joachim Haindl-Grutsch von der Industriellenvereinigung OÖ und dem Dekan der FH OÖ in Wels FH-Prof. Dr. Michael Rabl. In einer interessanten Keynote referierte Mag. Michael Binder von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen an die Forschungs- und Innovationsförderung.
Die Bio- und Umwelttechnik Absolventin Anna Steinhuber (23) aus Atzbach gewann mit ihrer Masterarbeit die Kategorie Umwelt & Naturwissenschaften und auch den Publikumspreis, der über eine Online-Abstimmung ermittelt wurde. Sie hat in ihrer Masterarbeit neue Formteile aus dem humanen Oberschenkelknochen für mögliche medizinische Anwendungen zur Implantation erstellt und einen Prozess zur Reinigung und Sterilisation der Implantate etabliert. Maschinenbau-Absolvent Philipp Zallinger (25) aus Mehrnbach entwickelte eine Methode zur Schätzung von Materialeigenschaften, die eine berührungslose, großflächige und vor allem zerstörungsfreie Überwachung von Bauteilen erlaubt, und war damit in der Kategorie Automatisierung & Mechatronik siegreich. Lukas Gahleitner (24), Absolvent des Masterstudiengangs „Leichtbau und Composite-Werkstoffe“ aus Schärding belegte in der Kategorie Maschinenbau & Werkstofftechnik den 1. Platz. Im Zuge seiner Masterarbeit entwickelte er ein berührungsloses System für die Qualitätskontrolle von thermoplastischen faserverstärkten Halbzeugen. Viktória Júlia Vlčková (26) aus Bratislava, Absolventin des Masterstudiengangs „Innovation and Product Management“, gewann die Kategorie Wirtschaft & Innovation und betrachtete in ihrer Arbeit die Biomimetik durch die Brille eines Innovationsmanagers, um die Kommerzialisierung biomimetischer Technologien zu unterstützen. Zum Forschungsassistenten des Jahres wurde Jonathan Glinz gewählt, der im Bereich Computertomografie tätig ist.
11.500 Euro Preisgeld ausgeschüttet
Die hochdotierten Zuwendungen für die 12 prämierten Masterarbeiten und den Forschungsassistenten wurden vom FH-Förderverein Wels gesponsert. Der*die jeweilige Kategorie-Gewinner*in kann sich über einen Scheck in der Höhe von 1.500 Euro freuen, der*die Zweite und der*die Dritte erhalten je 500 Euro.
„Der Fachhochschul-Förderverein Wels ist das Bindeglied zwischen den innovativen Unternehmen und den Studierenden und Absolvent*innen des FH OÖ Campus Wels. Wohlstand, Wachstum und internationale Wettbewerbsfähigkeit stehen in direktem Zusammenhang mit der Forschung und der Innovationskraft eines Wirtschaftsstandortes. Damit Oberösterreich auch in Zukunft zu den besten Wirtschaftsregionen Europas zählt, sind junge, kreative Köpfe nötig“, ist Dr. Clemens Malina-Altzinger, Obmann des FH-Fördervereins Wels, von der Ausbildung an der Welser Fakultät überzeugt.
„Jedes Jahr werden die besten Masterarbeiten anlässlich des INNOVATIONaward FH Wels prämiert und offenbaren das großartige Potenzial der jungen FH-Absolvent*innen. Diese jungen und erfolgreichen Menschen treiben mit ihrem Know-how und ihren Innovationen die Wirtschaft an und werden dadurch richtungsweisende Zukunftsträger*innen für Oberösterreich“, gratuliert Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner.
Industrie und FH-Förderverein Wels bemühen sich um Nachwuchs
„Innovation ist eines der Hauptthemen der Sparkasse OÖ. Wir sind der Region stark verbunden und fördern gerne junge, motivierte Menschen bei der Erreichung ihrer Ziele. Und die Wirtschaft benötigt nach wie vor dringend technisch-akademische Fachkräfte. Ich gratuliere allen Preisträger*innen zu ihrer hervorragenden und zukunftsweisenden Arbeit. Wir freuen uns, dass wir schon seit Beginn an bei diesem Innovationspreis – der ja heuer sein 20-jähriges Jubiläum feiert - dabei sein können“,so Mag. Stefanie Christina Huber, Vorstandsvorsitzende der Sparkasse OÖ.
„In Oberösterreich herrscht großer Fachkräftemangel im Bereich der Technik. Durch den INNOVATIONaward FH Wels zeigen wir einer breiten Öffentlichkeit, wie spannend technische Themen sind. So gelingt es uns, die Jugend für die so wichtigen Themen wie z.B. Klimawandel, künstliche Intelligenz, grüne Energie oder Lebensmittel der Zukunft zu begeistern und damit für den so sehr benötigten Nachwuchs zu sorgen“, freut sich Dekan FH-Prof. Michael Rabl und fügt hinzu: „Mein Dank gilt den Hauptsponsoren dieser Veranstaltung: dem FH-Förderverein Wels und der Sparkasse OÖ.“
Preisträger*innen Innovationaward FH Wels 2023
Kategorie: „Technik / Automatisierung & Mechatronik“
- DI Philipp Michael Zallinger BSc, 25 Jahre, Mehrnbach, Ried i. I.
- Amr Mousa MSc MEng, 27 Jahre, Graz
- DI Manuel Krammer BSc, 26 Jahre, Feldkirchen an der Donau
Kategorie: „Technik / Maschinenbau & Werkstofftechnik“
- DI Lukas Gahleitner BSc, 24 Jahre, Schärding
- DI Michael Gramüller BSc, 24 Jahre, Bad Füssing / Leoben
- DI Christoph Strasser BSc, 28 Jahre, Buchkirchen
Kategorie: „Wirtschaft & Innovation“
- Viktória Júlia Vlčková BA MSc, 26 Jahre, Bratislava
- DI Marlene Brunnthaller BA, 27 Jahre, Buchkirchen
- Martin Daxecker BSc MSc, 31 Jahre, Schalchen
Kategorie: „Umwelt & Naturwissenschaften“
- Anna Steinhuber BSc MSc, 23 Jahre, Atzbach
- Anna-Maria Burgstaller BSc MSc, 24 Jahre, Stadl-Paura
- Mara Heckmann BSc MSc, 24 Jahre, Linz
Forschungsassistent*in des Jahres
- Jonathan Glinz MSc, 31 Jahre, Amstetten
20. Innovation Award in Wels:
Prämierung der besten FH-Masterarbeiten
Mit dem INNOVATIONaward FH Wels holt der FH-Förderverein Wels bereits zum 20. Mal die innovativsten Masterarbeiten der Welser FH vor den Vorhang und zeigt so der Öffentlichkeit, wie spannend ein technisch-naturwissenschaftliches Studium sein kann.
Die eingereichten Masterarbeiten aus vier Kategorien „Technik / Automatisierung & Mechatronik“, „Technik / Maschinenbau & Werkstofftechnik“, „Wirtschaft & Innovation“ und „Umwelt & Naturwissenschaften“ wurden von einer hochkarätigen Jury nach wissenschaftlichen, praxisrelevanten und innovativen Aspekten beurteilt. Bewertet wurden Abschlussarbeiten der Studiengänge Angewandte Energietechnik, Anlagenbau, Automatisierungstechnik, Automotive Mechatronics & Management, Bauingenieurwesen im Hochbau, Bio- und Umwelttechnik, Electrical Engineering, Innovation and Product Management, Lebensmitteltechnologie & Ernährung, Leichtbau & Composite-Werkstoffe, Maschinenbau, Mechatronik & Wirtschaft, Robotic Systems Engineering, Sustainable Energy Systems und Werkstoffwissenschaften & Fertigungstechnik.
1. Platz Kategorie Technik / Automatisierung & Mechatronik
DI Philipp Michael Zallinger BSc, 25 Jahre, Mehrnbach, Ried i. I.
Auftraggeber: FH OÖ F&E GmbH
Schätzung von Materialeigenschaften mittels Thermografie und Datenassimilation
Maschinenbau-Absolvent Philipp Zallinger (25) aus Mehrnbach entwickelte eine Methode zur Schätzung von Materialeigenschaften, die eine berührungslose, großflächige und vor allem zerstörungsfreie Überwachung von Bauteilen erlaubt und gewann damit die Kategorie Automatisierung & Mechatronik.
Im Forschungsprojekt „Zero Defect Manufacturing for Thermo-dynamical Processes“ stehen komplexe thermodynamische Prozesse, wie das Aushärten von Verbundbauteilen, im Fokus. Nachdem sich hier der Bauteilzustand nur unzureichend erfassen lässt, können abweichende Anfangs- und Randbedingungen nur durch erhebliche Sicherheitsfaktoren kompensiert werden. Diese gilt es in Bezug auf Energie und Zeit zu minimieren.
„Mit meiner Masterarbeit stelle ich eine Methode zur Schätzung von Materialeigenschaften auf Basis der Thermografie und Datenassimilation zur Verfügung. Durch den gewählten Ansatz ist eine Schätzung selbst dann möglich, wenn der direkte Zusammenhang zwischen Temperatur und Parameter unbekannt ist. Im Thermografie-Experiment kamen konvektive und photothermische Anregungen zum Einsatz“, so Zallinger.
Die entwickelte Methode erlaubt eine berührungslose, großflächige und vor allem zerstörungsfreie Überwachung der Bauteile. Damit soll künftig der Aushärtegrad von Verbundbauteilen während der Herstellung kontinuierlich überwacht werden. Dies ermöglicht eine ressourcenoptimierte Gestaltung der Prozesse.
1. Platz Kategorie Technik / Maschinenbau & Werkstofftechnik
DI Lukas Gahleitner BSc, 24 Jahre, Schärding
Auftraggeber: FH OÖ F&E GmbH
Inline Qualitätskontrolle von thermoplastischen faserverstärkten Halbzeugen mittels aktiver Infrarotthermografie
Lukas Gahleitner (24), Absolvent des Masterstudiengangs „Leichtbau und Composite-Werkstoffe“ aus Schärding belegte in der Kategorie Maschinenbau & Werkstofftechnik den 1. Platz. Im Zuge seiner Masterarbeit entwickelte er ein berührungsloses System für die Qualitätskontrolle von thermoplastischen faserverstärkten Halbzeugen.
In der Luftfahrt- und Automobilbranche nimmt der Einsatz von Composites immer weiter zu. Insbesondere Composites mit thermoplastischer Matrix ermöglichen besonders effiziente Herstellungsprozesse. Während der Produktion der Halbzeuge können jedoch unerwünschte Defekte auftreten. Daher ist die Entwicklung eines zerstörungsfreien industrietauglichen Verfahrens zur Qualitätskontrolle notwendig.
„In meiner Masterarbeit habe ich hierfür ein innovatives und berührungsloses System entwickelt. Dieses ermöglicht die Detektion und Analyse von fehlerbehafteten Bereichen in thermoplastischen faserverstärkten Halbzeugen und basiert auf dem Prinzip der aktiven Infrarotthermografie. Insbesondere wurden hierfür kostengünstige und robuste thermische Detektoren verwendet, die den Einsatz in industrieller Umgebung erst ermöglichen“, erklärt Gahleitner.
1. Platz Kategorie Wirtschaft & Innovation
Viktória Júlia Vlčková BA MSc, 26 Jahre, Bratislava
Auftraggeber: FH OÖ Studienbetriebs GmbH
Kommerzialisierung von biomimetischen Technologien
Viktória Júlia Vlčková (26) aus Bratislava, Absolventin des Masterstudiengangs „Innovation and Product Management“, hat in ihrer Arbeit die Biomimetik durch die Brille eines Innovationsmanagers betrachtet, um die Kommerzialisierung biomimetischer Technologien zu unterstützen.
Die Biomimetik lehrt uns, wie die genialen Phänomene, Strukturen und Prozesse aus der Natur auf die Technik übertragen werden können, um wirklich nachhaltige Innovationen zu schaffen. So ist beispielsweise die Musterung eines Glases vom Prinzip des Spinnennetzes inspiriert und ermöglicht es den Vögeln, es wahrzunehmen und eine Kollision zu verhindern. Um mehr biomimetische Lösungen wie diese auf den Markt zu bringen, ist eine klare Methodik erforderlich.
„In meiner Masterarbeit habe ich die Biomimetik durch die Brille des Innovationsmanagements betrachtet, um die Kommerzialisierung biomimetischer Produkte zu unterstützen. Dies ermöglichte es mir, die sprachliche Kluft zwischen den beiden Bereichen zu überbrücken und folglich eine klarere Beschreibung des Entwicklungsprozesses biomimetischer Produkte zu formulieren, wobei ich sogar einige einzigartige Managementaktivitäten und -themen identifizieren konnte.“
Indem sie den derzeitigen biomimetischen Prozess für Praktiker in der Wirtschaft verständlicher gemacht hat, ermutigt Vlčková mehr Unternehmen, dieses leistungsfähige Instrument zu nutzen, um erfolgreich und systematisch biomimetische Innovationen auf den Markt zu bringen - Innovationen, die für die Menschen in allen Branchen von großer Qualität und Bedeutung sind.
1. Platz Kategorie Umwelt & Naturwissenschaften
Anna Steinhuber BSc MSc, 23 Jahre, Atzbach
Auftraggeber: IGOR - Institut für Gewebe & Organrekonstruktion GesmbH
Erstellung von allogenen kortikalen und kortiko-spongiösen Knochenformteilen für diverse medizinische Anwendungen
Die Bio- und Umwelttechnik Absolventin Anna Steinhuber (23) aus Atzbach belegte in der Kategorie Umwelt & Naturwissenschaften den 1. Platz. Sie hat in ihrer Masterarbeit neue Formteile aus dem humanen Oberschenkelknochen für mögliche medizinische Anwendungen zur Implantation erstellt und einen Prozess zur Reinigung und Sterilisation der Implantate etabliert.
Die Bedingungen für die Knochenheilung sind nicht immer ideal. Um dennoch eine erfolgreiche Heilung sicherzustellen, besteht die Möglichkeit Knochentransplantate oder Ersatzmaterialien zu implantieren. Knochentransplantate aus humanen Spenderknochen stellen besonders geeignete Präparate dar, da sie anatomisch angepasst werden können und direkt in körpereigenen Knochen ein- und umgebaut werden.
„In meiner Masterarbeit für IGOR – Institut für Gewebe- und Organrekonstruktion GesmbH – habe ich neue Formteile aus dem humanen Oberschenkelknochen für mögliche medizinische Anwendungen zur Implantation erstellt und einen Prozess zur Reinigung und Sterilisation der Implantate etabliert. Zusätzlich konnte ich die Biegefestigkeit der Knochenformteile durch Nutzung der statischen Zug-, Druck- und Biegeprüfmaschine des Fachbereichs Werkstofftechnik an der FH bestimmen“, erklärt Steinhuber.
Durch die neuen Implantate kann Knochenmaterial genutzt werden, dass bisher als Abfallprodukt angefallen ist. Zudem haben die Implantate das Potential in den nächsten Jahren bei diversen medizinischen Anwendungsgebieten verwendet zu werden.
1. Platz Forschungsassistent*in des Jahres
Jonathan Glinz MSc, 31 Jahre, Amstetten
Forschungsbereich: Computertomografie
Phasenkontrast- und Dunkelfeld-Computertomografie für industrielle Leichtbauwerkstoffe
Leichtbaumaterialien wie faserverstärkte Kunststoffe sind aus der Automobil- sowie Luft- und Raumfahrtindustrie bereits nicht mehr wegzudenken, um den effizienten Ressourceneinsatz voranzutreiben. Gleichzeitig muss auch beim Einsatz immer komplexerer Materialsysteme die Sicherheit aller Beteiligten weiterhin garantiert werden können. Die Röntgen-Computertomographie erlaubt dazu den dreidimensionalen, zerstörungsfreien Einblick in sicherheitsrelevante Elemente, wodurch sowohl Materialkosten minimiert und Bauteile für den sicheren Einsatz qualifiziert werden können.
„Das Hauptaugenmerk meiner Forschung liegt auf der Entwicklung und dem Einsatz von Spezialanwendungen der Computertomographie zur Untersuchung von industriellen Leichtbauwerkstoffen. Man kann sich das so vorstellen, dass in herkömmlichen Röntgenmethoden, wie man sie z.B. auch aus dem Krankenhaus kennt, üblicherweise die Abschwächung der Strahlung durch ein Objekt gemessen wird. Es ist aber so, dass die Strahlung nicht nur abgeschwächt, sondern auch abgelenkt und gestreut wird. Und wenn man diese Ablenkung und Streuung messen kann, ergeben sich damit jede Menge neue Möglichkeiten, um z.B. Defekte in Bauteilen zu erkennen“, erklärt Jonathan Glinz.
Die Methoden, um solche Messungen durchzuführen, sind in der Industrie auf Grund verschiedener Limitierungen bisher leider erst sehr wenig etabliert. Ziel der Forschungsarbeit ist es, Verfahren/Techniken zu entwickeln und das Potenzial der Methode auszuschöpfen und idealerweise konkrete Anwendungsgebiete zu erschließen.