"Die Macht der Emotionen": Ein Workshop, der die Augen öffnete
Einen erkenntnisreichen Nachmittag erlebten die 18 Teilnehmer*innen des Workshops mit Manfred Rauchensteiner am 10. November: Vier Stunden mit dem Glücksforscher genügten, um zu begreifen, dass sie selbst es sind, die über ihre Gemütslage entscheiden - und zwar in jeder Situation.
Um sein Publikum zu fesseln, brauchte der Bestsellerautor weder technische noch analoge Hilfsmittel. Auch verzichtete er auf große Gesten und pathetische Rhetorik. Der begnadete Geschichtenerzähler saß die ganze Zeit über ruhig und entspannt auf seinem Stuhl, flankiert nur von einem Flipchart-Ständer und einem Rollup über sein Programm-Portfolio. Die Lockerheit, die er dabei ausstrahlte, stand zu Beginn in starkem Kontrast zur Anspannung der Teilnehmer*innen: Diese erwartete nämlich kein seidenweicher Einstieg in eine Wohlfühlveranstaltung, sondern ein irritierender Kaltstart, der sie direkt aus der Komfortzone holte. Mit einer verwirrend gestellten Frage und penetrantem Nachbohren bei jeder Wortmeldung erreichte Manfred, dass die Teilnehmer*innen nie in Versuchung kamen, sich berieseln zu lassen, sondern gleich in Reflexion gingen.
In diesem Modus blieben sie auch den Rest des Nachmittags, welchen Manfred dazu nutzte, um die Ursprünge und Auswirkungen unglücklich machenden Denkens und Verhaltens zu erläutern. Eine zentrale Botschaft, die sich die Anwesenden aus dem Workshop mitnehmen konnten, lässt sich wie folgt beschreiben: Wir machen uns jedes Gefühl selbst - egal ob gut oder schlecht.Wenn wir uns z.B. über jemanden ärgern oder über etwas traurig sind, dann liegt das meist daran, dass diese Person oder Situation nicht so ist, wie sie in unseren Augen sein sollte. Das erzeugt ein negatives Gefühl, welches wir in Form von erlernten - und oft äußerst energieraubenden - Verhaltens- und Handlungsmustern ausdrücken. Je größer die Abweichung vom Sollzustand ist (bzw. der eigene Wunsch, etwas daran zu ändern), desto heftiger fällt die eigene Reaktion darauf aus.
Die zweite wichtige Erkenntnis folgte gegen Ende des Workshops: Es ist vollkommen sinnlos, sich Sorgen zu machen. Zum einen lähmt es uns ein wenig und kostet wertvolle Energie, wenn wir uns ständig tragische Zukunftsszenarien ausmalen, die höchstwahrscheinlich nie eintreten werden. Zum anderen stressen wir dadurch die Personen, welchen unsere Sorge gilt, weil wir ihnen durch unsere Erwartungen an sie einen gewissen Druck auferlegen. Besonders eine Gewissheit in diesem Kontext dürfte es den Teilnehmer*innen ermöglichen, künftig mit mehr Leichtigkeit durchs Leben zu gehen: Die Kraft der Sorgen hat in der Geschichte schon zu manch selbsterfüllender Prophezeiung geführt, aber noch nie ein Unglück verhindert.