MEWI-Podiumsdiskussion zum Thema „Industrie im Umbruch“
Mögliche Ursachen für das wiederholte Auftreten von Unternehmenskrisen und damit verbundene potenzielle Lösungsansätze
MEWI-Podiumsdiskussionen bieten den Studierenden des Studiengangs Mechatronik & Wirtschaft sowie der interessierten Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich aus erster Hand über aktuelle wirtschaftliche Fragestellungen zu informieren. Im Rahmen der am 24.10.2024 vom Masterstudiengang MEWI in Kooperation mit dem Automobil-Cluster Oberösterreich organisierten Veranstaltung erörterten Expertinnen und Experten aus Industrie, Beratung und Wissenschaft am Campus Wels der FH OÖ mögliche Ursachen für das wiederholte Auftreten von Unternehmenskrisen und damit verbundene potenzielle Lösungsansätze.
Unternehmen sehen sich in einer Zeit des tiefgreifenden Wandels beispiellosen Herausforderungen gegenüber, die ganze Branchen beeinflussen. Trotz scheinbar bekannter Muster des Scheiterns geraten Unternehmen vermehrt in Krisen. Im Rahmen seiner Keynote erläuterte Heinz Hollerweger (ehemaliger Leiter Entwicklung Gesamtfahrzeug Audi AG) am Beispiel der Automobilindustrie, welche Herausforderungen derzeit insbesondere für die europäische Automobilindustrie bestehen und welche Faktoren zu dieser Situation führten. Hollerweger betonte, dass die Ursachen der heutigen Krise zwar in einem Konglomerat von neuen Technologien (E-Mobilität, autonomes fahren, Software-Defined Vehicle), veränderten Markt und Kundenbedürfnissen (z.B. China) und politischen Rahmenbedingungen liegen, dass es Europa aber durch den anhaltenden Wohlstand vor allem an intrinsischer Kraft und Motivation fehlt, der Krise mit neuen Ideen und Innovationen zu begegnen. Stattdessen macht sich in vielen Unternehmen Resignation, Hilflosigkeit und der Ruf nach staatlicher Unterstützung breit.
In der anschließenden Diskussion, moderiert von Sandra Mühlböck (Vizedekanin FHOÖ), erläuterten Carsten Bock (Senior Partner Roland Berger GmbH), Florian DANMAYR (Leiter Automobil-Cluster Oberösterreich), Kurt Gaubinger (Studiengangsleiter MEWI), Wolfgang Preisinger (Künstler & mobilitätsbegeisterter Provokateur) sowie Julia Stöger (Arbeitspsychologin & Führungskräftecoach) mögliche Gründe für das Scheitern von Unternehmen sowie mögliche Lösungsansätze aus ihrer jeweiligen Sicht. Gegen die teilweise resignative Haltung in den Unternehmen hilft eine ermutigende Vision.
Generell braucht es ein anderes Verständnis von Mobilität, um adäquate Antworten auf gesellschaftliche Fragen zu finden. Neben Fragen der Energiebilanz, des Flächenverbrauchs in den Städten und einer guten Verzahnung der verschiedenen Verkehrsangebote sind neue innovative Ansätze und markenspezifische Angebote notwendig, die die Kundinnen und Kunden in Zukunft begeistern. Zudem müssen Unternehmen wieder risikofreudiger werden und kurzfristige Quartalsergebnisse dürfen nicht mehr im Vordergrund stehen. Neben der Verbesserung des Bestehenden muss der Entwicklung radikaler Innovationen mehr Raum gegeben werden, Ambidextrie muss zur Kernkompetenz werden. Darüber hinaus müssen lange Entwicklungs- und Produktlebenszyklen u.a. aufgrund der steigenden Relevanz von Software verkürzt werden und agile Methoden gewinnen hier an Bedeutung.
Weiters müssen sich Unternehmen mehr um den Faktor Mensch als um das letzte Prozent Maschinenauslastung kümmern, neue kreative Ideen der Mitarbeiter fördern und mit Mut umsetzen. Während der Veranstaltung konnten die Besucher*innen Fragen an das Podium posten, die im letzten Teil der Veranstaltung diskutiert wurden. Die Veranstaltung klang interaktiv bei einem Buffet aus, das vom FH-Förderverein Wels gesponsert wurde.