Logbucheintrag 5 aus dem "Golden State": Medical Engineering Studentin Theresa Rohrmoser berichtet vom Campus Davis der University of California
Von einer erfolgreichen Poster-Präsentation, einem Roadtrip durch den Westen der USA, der Superbowl, einem Weingut in Napa Valley - und der Sehnsucht nach "daheim"
Theresa Rohrmoser studiert im dritten Semester des Masterstudiengangs Medical Engineering (MME) - und sie hat ein Faible für erstrangige Adressen in der akademischen Welt. Sie war bereits zum Austausch am renommierten Karolinska Institut in Stockholm - wir haben an dieser Stelle berichtet - und steckt nun schon vor Ort mitten in den Vorbereitungen für ihr Semester am Campus Davis der University of California (UC).
In loser Folge hat sie uns mit Logbucheinträgen aus dem Bundesstaat Kalifornien, der in den USA auch den offiziellen Spitznamen "Golden State" trägt, versorgt.
Wenige Tage vor ihrer Rückreise nach Österreich hat sie uns als großes Finale ihren fünften und in dieser Sache letzten Bericht geschickt:
"Die Weihnachtsfeiertage und Neujahr durfte ich heuer einmal ganz anders erleben: und zwar bei einem sehr erlebnisreichen zweiwöchigen Roadtrip an der Westküste. Von Los Angeles, über San Diego, Las Vegas, Sedona und San Francisco als Städtetrips, kam auch die Natur in den wunderschönen und facettenreichen Nationalparks des Landes mit Joshua Tree, Death Valley, Monument Valley, Grand Canyon, Antelope Canyon und Zion nicht zu kurz. Die vorhergehende Sorge, ob ein Roadtrip im Winter von Regen und Stürmen gezeichnet werden sein wird, war unbegründet, da wir zwei Wochen beste Wetterverhältnisse und Temperaturen von Minusgraden bis über 20°C hatten. Bei den Fahrten in verschiedensten Gebieten und Bundesstaaten der USA - Kalifornien, Arizona, Utah, Nevada - lernt man das Land nochmal ganz anders kennen. Menschen und Orte an der Küste unterscheiden sich noch einmal grundlegend von denen weiter im Landesinneren. Unter anderem durften wir indigene Völker wie die Navajos kennenlernen. Ein Roadtrip verlangt vieles an Planung im Vorhinein, wobei es sehr von Vorteil war, dass ich schon einige Monate mit den USA und seinen Besonderheiten vertraut war.
Wieder in Davis aus dem Urlaub angekommen, hat der Jänner mit warmen Temperaturen und kaum Regen überrascht, was sehr ungewöhnlich für diesen Monat ist. Den größten Punkt auf meiner To-Do-Liste konnte ich auch noch abhaken: ein Skitag im Sierra Nevada Hochgebirge. Skifahren mit Blick auf den Lake Tahoe in Kalifornien auf der einen Seite und der Nevada-Wüste in Nevada auf der anderen Seite und das bei über 3000 Metern Seehöhe ist etwas sehr Besonderes. Wir hatten wunderschönes Wetter, frostige -12°C und sind im Anschluss noch in einem deutschen Restaurant auf Käsespätzle eingekehrt. Auch wenn die Liftanalagen nicht so modern sind, und die Pistenverhältnisse nicht mit den unsrigen zu vergleichen sind, war es ein tolles - aber auch teures - Erlebnis.
Eine echte amerikanische Erfahrung durfte ich auf einem Schießstand machen, wo wir auf Tontauben und Zielscheiben geschossen haben. An einem Samstagvormittag finden sich dort viele Waffenfans und verbringen dort ihre Freizeit. Etwas mulmig war mir schon, mich zwischen so vielen geladenen Waffen zu befinden, aber es befinden sich dort Sicherheitsbeauftragte und die passionierten Waffenbesitzer*innen gehen sehr verantwortungsvoll mit ihren Waffen um. Auf jeden Fall eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
In San Francisco hat Ende Jänner die SPIE - eine der größtpöen Konferenzen im Bereich Optik und Photonik – stattgefunden. Da konnte ich mir es natürlich nicht nehmen lassen, am Symposium „Women in Optics“ und an einem zweiten Tag an der Ausstellung - mit 1300 Ausstellern - teilzunehmen. Das Symposium für Frauen war eine beeindruckende Erfahrung. Der Tag war voll von leidenschaftlichen Sprecherinnen aus Forschung sowie Industrie. Die Atmosphäre war so unterstützend, einfühlsam und beschwingend, man konnte sich noch mit den Sprecherinnen unterhalten und musste einfach mit einem Lächeln nachhause gehen. Die Hauptbotschaft des Tages war, dass auf einem so männerdominierten Gebiet die wenigen Frauen umso besser zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen müssen - und außerdem nicht in Selbstzweifeln ersticken, aber sich selbst vertrauen dürfen. Im Anschluss daran kamen viele Mitglieder des Beratungsgremium des NCIBT, des "Nationalen Zentrums für interventionelle Biophotonik-Technologien, nach Davis und im Zuge dessen durfte ich mein Projekt in Form eines Posters vorstellen.
Danach startete auch der Regen und es kam zu jährlichen Überflutungen in der Gegend. Der Regen kommt wirklich von allen Seiten, und man kommt weder zu Fuß und mit Bus, noch mit dem Fahrrad trocken in der Arbeit an. Außerdem durfte ich den Superbowl dieses Jahr hautnah miterleben. Wer es nicht kennt: Das ist das Finale der US-amerikanischen American-Football-Profiliga "National Football League". In einer Sportsbar mit zig Fernsehern wird dort das Spiel verfolgt, mit den beliebtesten Werbeunterbrechungen und die Halbzeitshow, welche mindestens so lange dauern, wie das eigentliche Spiel.
Einen besonderen Punkt auf meiner To-Do-Liste konnte ich auch noch abhaken: Line-Dance in einer Country-Bar. Das Ambiente und die Besucher*innen sind beeindruckend. Die meisten sind in traditionellen Cowboy-Stiefeln, Hüten und Gürteln gekleidet und man fühlt sich permanent wie in einem Musical, wenn ein Lied eingespielt wird, die Leute auf die Tanzfläche stürmen und die Choreografie einfach wissen. Besonders gefallen hat mir die Diversität auf der Tanzfläche und wie alle es gemeinsam genossen haben.
In Napa Valley hatte ich noch die Möglichkeit, ein Weingut am Berg mit einer Gondel zu besuchen und am nächsten Tag noch eine Wanderung an der Küste in Point Reyes zu machen. Dort blühte schon vereinzelt der kalifornische Mohn.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlasse ich meine Wahlheimat auf Zeit. Ich freue mich sehr, Familie und Freunde zuhause wiedersehen zu dürfen und darf glücklich auf die Zeit, die ich in Kalifornien verbringen und die Freunde, die ich hier kennenlernen durfte, zurückblicken. Das Praktikum hat mir nicht nur beruflich viel gebracht, sondern auch persönlich enorm zur Weiterentwicklung beigetragen. Ich bin sehr dankbar, diese Chance erhalten zu haben."