„High-Tech-Gliedmaßenprothetik“ in der Praxis - Besuch bei Otto Bock
Exkursion zu einem der weltweit führenden Prothetik-Konzerne
Kürzlich besuchten Studierende der Lehrveranstaltung „High-Tech-Gliedmaßenprothetik“ des Departments Medizintechnik die Otto Bock Healthcare Products GmbH in Wien. Begleitet wurde die Gruppe von FH-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Hubert Egger, der die Lehrveranstaltung leitet und selbst langjähriger Mitarbeiter des Unternehmens war.
Zum Auftakt des rund zweistündigen Aufenthalts stellte Dr. Roland Pawlik das Unternehmen vor. Pawlik betonte, dass Otto Bock seit seiner Gründung im Jahr 1919 in Berlin mit innovativen Produkten das Ziel verfolgt, die Mobilität und Unabhängigkeit von Menschen mit Amputationen und anderen körperlichen Einschränkungen zu fördern.
Anhand ausgewählter Beispiele wurde demonstriert, welche technischen Entwicklungen das Unternehmen in den letzten Jahrzehnten realisiert hat – und wie moderne Prothesen heute dazu beitragen, das Leben von Menschen mit Gliedmaßenamputationen zu verbessern. Pawlik ist seit über 30 Jahren im Unternehmen tätig und zählt zu den führenden Entwicklern des Unternehmens. Der Wiener war maßgeblich an der Entwicklung des C-Leg beteiligt – der ersten mikroprozessorgesteuerten Beinprothese weltweit.
Mit großem Interesse verfolgten die Studierenden auch den persönlichen Beitrag zweier Prothesenanwender: Ein Träger einer Handprothese und ein Träger einer Beinprothese berichteten von ihren Erfahrungen und zeigten eindrucksvoll, wie sie Hightech-Entwicklungen im Alltag nutzen.
Anschließend folgte ein Workshop, bei dem die Studierenden selbst aktiv werden konnten. Ein Teil der Gruppe wurde von DI (FH) Christian Reitinger betreut. Die Teilnehmer:innen hatten die Gelegenheit, Prothesen anzulegen und auf einem Übungsparcours auszuprobieren, wie sich das Gehen mit einer Beinprothese – etwa auf einer Treppe oder Rampe – anfühlt. Reitinger ist selbst Absolvent des Studiengangs Medizintechnik an der FH OÖ und seit 2006 im Unternehmen tätig. Inzwiswchen ist der Oberösterreicher im Unternehmen als Global Coach tätig.
Raphael Scheffel betreute den anderen Teil der Gruppe. Die Teilnehmer:innen hatten hier die Gelegenheit, verschiedene Klassen von Handprothesen anzulegen und auszuprobieren – darunter auch Modelle, die myoelektrisch gesteuert werden. Scheffel ist ebenso langjähriger Mitarbeiter des Unternehmens und beschäftigt sich unter anderem mit der Entwicklung von Prothesenschäften.
Zum Abschluss führte Pawlik die Studierenden durch die Prüf- und Fertigungsräume des Unternehmens. Dort bekamen sie einen Eindruck davon, wie moderne Prothesen mit höchster Präzision zusammengesetzt und getestet werden, bevor sie an die Nutzer:innen ausgeliefert werden. Besonders beeindruckend war dabei der hohe Automatisierungsgrad in der Fertigung: Viele Arbeitsschritte – von der mechanischen Belastungsprüfung bis zur Funktionalitätskontrolle – erfolgen mithilfe hochmoderner, computergestützter Testsysteme.
Das Exkursion begeisterte die Teilnehmer:innen – und alle waren sich einig: Der Weg von Linz nach Wien zur Otto Bock Healthcare Products GmbH hat sich gelohnt. Der Besuch bot eine eindrucksvolle Gelegenheit, Medizintechnik hautnah zu erleben und zu erkennen, wie technologische Innovationen das Leben von Menschen verbessern können. Die persönliche Begegnung mit den Prothesenträgern brachten die Studierender so auf den Punkt:
„Solche unmittelbaren Begegnungen mit der Medizintechnik, deren Entwicklern und vor allem deren Anwendern machen die Fachhochschule zu dem einzigartigen Lehrkonzept, bei dem viele technikbegeisterte junge Menschen mit erweitertem Horizont und breitem Wissen das Studium absolvieren“
Nach rund zwei Stunden endete die Exkursion und die Studierenden bedankten sich mit bei ihren Gastgebern mit großem Applaus. Egger, der nach wie vor enge Kontakte zu seinem ehemaligen Arbeitgeber pflegt und sich mit großem Engagement dafür einsetzt, dass seine Student:innen von jenem Know-how profitieren, das auch er seinerzeit im Unternehmen erworben hat, unterstrich: „Es war ein schönes Erlebnis, meine Student:innen während des Besuchs bei einem führenden Prothesenhersteller engagiert und interessiert zu erleben. Ebenso erfreulich war es, auf ehemalige Kolleg:innen zu treffen und zu sehen, mit welcher Kompetenz und Hingabe sie ihren Beruf nach wie vor ausüben – und was sie in den vergangenen Jahren bewegt und geschaffen haben. Wegweisend auch für nachkommende Absolvent:innen."