Wie kann wertvolles Erfahrungswissen in einer Gemeindeverwaltung erhalten bleiben, gerade in Zeiten von Pensionierungswellen und steigender Personalfluktuation? Dieser Frage widmete sich SPN-Student Andreas Gervasi - von ihm stammt auch der folgende Bericht:
"Dieser Frage widmete ich mich im Rahmen meines Projektes in der Marktgemeinde Haag am Hausruck, welches schließlich die Grundlage meiner Bachelorarbeit am Studiengang SPN bildete. Ziel war es, einen strukturierten, digitalen Wissensmanagement-Prozess zu entwickeln, der langfristig die Arbeitsfähigkeit und Servicequalität im Bürgerservice sichert. Denn dort, wie in vielen Gemeinden, sind Aufgaben und Abläufe oft eng mit Einzelpersonen verknüpft, was bedeutet: Wenn jemand geht, geht oft auch das Wissen mit.
Im Zuge meines Projekts analysierte ich zunächst die Ausgangslage im Bürgerservice und führte qualitative Interviews mit Mitarbeiter*innen und Führungskräften, sowohl intern, als auch in drei weiteren oberösterreichischen Gemeinden. Die Ergebnisse zeigten ein klares Bild, es fehlt weniger am Willen, Wissen zu dokumentieren, sondern an praktikablen, einfach zugänglichen Lösungen und an einem Bewusstsein für systematisches Wissensmanagement im Alltag. Die Erkenntnisse aus den Interviews verband ich mit bewährten theoretischen Grundlagen, etwa den Wissensprozessmodell von Probst sowie dem SECI-Modell von Nonaka & Takeuchi. Daraus entstand ein achtstufiger Prozess, der von der Identifikation über die Dokumentation bis hin zur Bewertung von Wissen reicht. Ergänzt wurde das Konzept durch konkrete Empfehlungen zur Umsetzung, digital gedacht, praxisnah entwickelt.
Die Bachelorarbeit trägt den Titel Digital basiertes Wissensmanagement am Beispiel der Marktgemeinde Haag am Hausruck und zeigt exemplarisch, wie Gemeinden durch vorausschauende Maßnahmen zukunftssicherer werden können. Die Erkenntnisse aus dem Projekt, wurden im Rahmen der Bachelorarbeit auf die gesamte Gemeindeverwaltung der Marktgemeinde Haag am Hausruck ausgedehnt. Die abgeschlossene Arbeit versteht sich nicht als fertige Lösung, sondern als fundierte Grundlage für den Aufbau eines kommunalen Wissenssystems, welches mit den Bedürfnissen und Ressourcen einer Gemeinde in der Größe von Haag am Hausruck kompatibel ist.
Abschließend möchte ich betonen, wie sehr mich dieses Projekt fachlich wie persönlich bereichert hat, nicht zuletzt durch die intensive Zusammenarbeit mit meinen Arbeitskolleg*innen. Die vergangenen drei Jahre meines Studiums an der FH Oberösterreich waren geprägt von spannenden Inhalten, inspirierenden Vorträgen hochrangiger Führungskräfte, praxisnahen Exkursionen und vor allem von einem tollen Miteinander unter uns Studierenden. Trotz der intensiven und oft sehr fordernden Zeit, die wie im Flug vergangen ist, hat sich dieses berufsbegleitende Studium definitiv gelohnt. Ich kann es nur weiterempfehlen. Wer Interesse an innovativen Lösungen für Verwaltung, Organisation und Gesellschaft hat, findet hier eine hervorragende Basis, um diese wirksam zu gestalten."