Besuch beim Landes-Feuerwehrkommando Oberösterreich
BrandheißeEinblicke in den Alltag der Feuerwehr für Public Management-Studierende der FH Oberösterreich
Rund90.000 Feuerwehrmitglieder schützen die 1,5 Millionen EinwohnerInnen starke Bevölkerung Oberösterreichs tagtäglich, rund um die Uhr - ein System, das fast ausschließlich durch Freiwillige gestemmt wird. Wie kann das funktionieren? Welche Rolle spielen Oberösterreichischer Landes-Feuerwehrverband (OOELFV) und Landes-Feuerwehrkommando? Anlässlich eines Lehrausgangs zum Landes-Feuerwehrkommando Oberösterreich im Rahmen des Seminars "Public und Nonprofit-Management" unter FH-Prof. Franziska Cecon erhielten die Bachelorstudierenden des 4. Semesters brandheiße Einblicke in die Maschinerie Feuerwehr.
'Gemeinsam im Einsatz für Oberösterreich' - streng nach dem handlungsleitenden Motto der Organisation zeigte Mag. Philipp Fürst, zuständig für Marketing und Kommunikation beim OOELFV, im Rahmen seiner Begrüßung die Grundpfeiler der oberösterreichischen Feuerwehr-Teamarbeit auf.
Weitere Einblicke erhielten die Public Management-Studierenden durch Markus Voglhuber MSc, Pressesprecher des OOELFV der, unterstützt durch Videomaterial die alltäglichen Einsatzarten der Feuerwehrmitglieder aufzeigte. Dies seien neben der eigentlichen Brandbekämpfungsarbeit vor allem technische Einsätze, so die Unterstützung und technische Rettung bei Verkehrsunfällen, der Lotsendienst, Aspekte der Tierrettung sowie - bei Gefahr im Verzug - die Durchführung von Türöffnungen. Die 900 Feuerwehren, die diese Einsätze bewältigten, seien dabei alle eigenständige Körperschaften mit dem OOELFV als organisationale Spitze und seinem Landes-Feuerwehrkommando als Servicestelle zur Erfüllung all dieser vielfältigen Aufgaben. Zuletzt thematisierte Markus Voglhuber noch den Einsatz brandneuer Wärmebilddrohnen als ein Beispiel technischer Innovationsprozesse in der Organisation.
Als nächstes Einsatzziel des Lehrausgangs wurde den Studierenden die Tätigkeit der im Haus angesiedelten Landeswarnzentrale nähergebracht. Deren Leiter, Mathias Grill, zeigte zunächst die beiden Hauptaufgaben der Zentrale auf: Die Warnung der Bevölkerung vor Gefahren und die Annahme von Notrufen, von denen täglich rund 150 anlaufen würden. Je
Allzeit bereit
12-Stunden-Schicht haben 2 Mitarbeitende der Landeswarnzentrale dabei ein Gehör für die Sorgen und Nöte der Oberösterreicher*innen. Bei Feuerwehreinsätzen sei die tatsächliche Einsatzstärke abhängig vom jeweiligen Alarmplan sowie dem aus dem Notruf ermittelten Geschehen und einem daraus abgeleiteten Einsatzstichwort. Zeichnet sich also ein größeres Brandgeschehen aus einem Notruf ab, würden auch die Nachbarfeuerwehren mitalarmiert. In jedem Falle würden mittels Statusfunk Einsatzbereitschafts-, Ausrück- und Eintreffzeiten miterfasst. Sollten die Feuerwehren aufgrund besonderer Einsatzereignisse nicht alleine zurechtkommen, würde die Landeswarnzentrale andere Kräfte disponieren bzw. kontaktieren - so bspw. die Wasserrettung oder das Österreichische Bundesheer, sofern ein SAR-Hubschrauber benötigt würde. Die Ortung von Anrufenden sei dabei eine besondere technische Herausforderung. Neben der ungenauen Funkzellenortung helfe die genauere sog. Notrufortung via AML/EMS. Diese sei nur bei Android-Geräten standardmäßig aktiviert - nicht jedoch bei Apple-Devices. Hier fehle eine EU-Richtlinie, so Grill.
Abseits der täglichen Warn- und Notrufarbeit gab Mathias Grill hinsichtlich Reformentwicklungen und Herausforderungen für die Public Management-Studierenden Einblick. Unter anderem mit der in Form des Netz- und Informationssystemsicherheitsgesetzes 2024 umgesetzten EU-Richtlinie stehe die Landeswarnzentrale (und das Landes-Feuerwehrkommando) als Betreiberin dieser wesentlichen Dienste vor regulatorischen Aufgaben. Ab Herbst würde ein neues Cell- Broadcast-System automatisch Sturmwarnungen an die Smartphones der Bevölkerung einspielen. Zur Veranschaulichung der rücksichtsvollen Implementierung erzählte er von der Falschalarmierung des drohenden Raketeneinschlags im US-Bundesstaat Hawaii vor einigen Jahren - ebenfalls ein auf CBS basierendes System. Auch das Thema Künstliche Intelligenz halte beim Landes-Feuerwehrkommando Einzug. Vor allem Ideen zur KI-gestützten Einsatzplanung gebe es, die aktuell (noch) an der Umsetzung scheitern würden.
Das Landes-Feuerwehrkommando und seine Aufgaben in der Qualifizierung
Weiters wurde den Public Management Studierenden die Qualität des Landes-Feuerwehrkommandos als moderne Aus-, Weiter- und Fortbildungseinrichtung nähergebracht - mit Lernklassen, einem eigenen Übungshaus sowie einer Atemschutzstrecke. Sämtliche Lernunterlagen würden digital zur Verfügung gestellt. Die eingangs vorgestellten Grundpfeiler der Feuerwehrarbeit stehen auch hier im Vordergrund. Das Schlimmste, das beim Gang ins Übungshaus passieren könnte, wären Brandblasen in Gesicht und Nacken. Bei den Übungen sei es (im Widerspruch zur laienhaften Gefahrenwahrnehmung) wichtig, für bessere Sicht und kühlere Temperaturen so tief wie nur möglich in den Feuerherd zu gehen.
Eine hauseigene Kantine verpflege dabei die übenden und dienstverrichtenden Feuerwehrleute.
"Alle aufsitzen!"
Zum Ausklang der Begehung durften die Studierenden noch auf die schweren Feuerlöschfahrzeuge aufsitzen, in denen ihnen das Gerät vorgestellt wurde. Des weiteren wurden im Rahmen einer herzhaften Verköstigung verschiedene Einsätze vorgestellt. Dass die Gefahrenwahrnehmung der Zivilbevölkerung doch anders sein kann als die Realität, zeigt das Beispiel eines "brennenden Heißluftballons", der da eigentlich nur der Ballon einer Kindergeburtstagsfeier war.
Insofern können wir froh sein, dass die rund 90.000 Feuerwehrmitglieder tagtäglich unermüdlichen und professionellen Beitrag zu einem sicheren Oberösterreich leisten.
Der Dank der Studierenden gilt auch dem OOELFV sowie dem Landes-Feuerwehrkommando Oberösterreich für den spannenden Einblick in eine ganz andere Facette des öffentlichen Diensts.